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Dobberkau: Zur Geschichte des Spiritismus. 313
richtete man dort diesem „Retter des Vaterlandes*' einen Tempel.
Den Römern kündete ein Geist den plötzlichen Anmarsch der
Gallier an. Er wurde daraufhin als Gott verehrt. So entstanden
viele Kulte mit neuen Göttern, gewiß ebenso viele, wie die Kulte
der als Gottheiten verehrten Naturkräfte.
Die Christen sahen in derartigen Gottheiten Verkörperungen
des Teufels; es ist dies auch eine Erklärung! Ihr war es vorbehalten
, zum mittelalterlichen Teufelswahn auszuarten, dem
8% Millionen Menschen als Hexen und Zauberer geopfert wurden.
Dies darf nie vergessen werden!
Anaxagoras leugnete das Dasein anderer Götter als die
Geister von Verstorbenen. „Es sind eure Toten, die Götter geworden
sind," warf Clemens von Alexandrien den „Heiden" vor.
Nach Hesiod waren die Dämonen Schutzgeister der Menschen.
Sie unterstanden den Göttern, waren aber nicht die Geister von
Verstorbenen, sondern verwandelte Menschen des goldenen Zeitalters
. Nach Piaton sind die Dämonen Vermittler zwischen den
Göttern und Menschen und daher Quellen aller Wahrsagekünste,
Zaubereien und Weissagungen. Pindar und Menander hielten die
Dämonen für Schutzgeister und glaubten, daß jeder Mensch einen
habe. Nach Plutarch gibt es gute und böse Dämonen. Sie sind
mächtiger als die Menschen und werden ebenso von Leidenschaften
beherrscht wie diese. Sie leben länger wie diese, sterben aber
gleich ihnen. Unverbesserlich böse Dämonen werden in menschliche
Körper versenkt. Nach Pausanias war Lykaon ein böser
Dämon. Ihm mußte jährlich eine Jungfrau dargebracht werden,
bis ihn Euthymus verjagte. Nach Plutarch waren Isis, Osiris,
Typhon, Bacchus und Herkules Dämonen. Aus Indien erhielten
die Griechen auch den Glauben an verfluchte Dämonen, die man
fast in allen Sagen wieder findet.
Die Geister der Verstorbenen wurden zunächst Heroen, falls
sie tugendhaft waren. Dann wurden sie nach Plutarch zu
Dämonen und sogar zu Göttern. Diesen Aufstieg verkündete das
Orakel zu Delphi. Die Dämonen und die Geister von Verstorbenen
waren schwer voneinander zu unterscheiden und wurden viel miteinander
verwechselt. Wenn man sie anrufen wollte, wandte man
sich an Hekate-Proserpina, die Göttin der Zauberei, der Träume
und Gespenster.
Die Griechen glaubten an einen geistigen Körper des
Menschen, der vom Tode unberührt bleibt. Er kann sich auch
vorübergehend vom irdischen Leibe als Doppelgänger trennen und
Wanderungen unternehmen. Dies willkürlich tun zu können,
rühmte sich Hermotimus von Klazomenae, der so fremde Länder
durchwanderte und dann von seinen geistigen Reisen berichten
konnte. Während einer solchen Wanderung ließ seine Frau den
irdischen Körper ihres Ehegemahls verbrennen. Da fand er bei
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