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Dobberkau: Zur Geschichte des Spiritismus. 315
Auch Perseus erschien noch lange Zeit nach seinem Tode im
Tempel zu Chemmis und erschreckte alle.
Im Tempel des Ortes, wo Orpheus den Geist seiner Gattin
Eurydice angerufen hatte, ließ der König Periander den Geist
seiner Gattin Melissa um Rat fragen. Cimon reiste nach Heraklea,
um den Geist seiner Schwester zu befragen.
Vom Philosophen Athenodor berichtet Plinius der Jüngere,
daß ihm ein Geist in rasselnden Ketten erschien, der ihn auf den
Hof führte und dort verschwand. Als man da nachgrub, fand
man ein Gerippe mit Ketten gefesselt. Man bestattete es ehrenvoll
und von da an hörten alle Spukerscheinungen in jenem Hause auf.
Einen ähnlichen Fall berichtet Lucianus vom Pythagoräer
Antigonus.
Simonides hatte die Dioskuren Kastor und Pollux besungen.
Zum Danke ließen sie ihn einst aus einem Festsaale auf die Straße
rufen. Als er niemand dort sah und umkehren wollte, stürzte der
Festsaal ein und begrub alle übrigen Festteilnehmer unter seinen
Trümmern.
Pelopidas sah zu Leuktra die Töchter des Skedacius ihre
Gräber umirren und letzterer verließ sein Grab, um den Thebanern
den Sieg zu verkünden. Als die Schlacht begann, hörte man im
Tempel des Herkules zu Sparta starkes Klirren der Waffen und
seine Bildsäule bedeckte sich mit Schweiß. In Theben öffneten
sich von selbst die Tempeltore und die Waffen des Tempels stürzten
zu Boden.
Ähnliches berichtet Tacjtus vom Tempel von Jerusalem. Als
Titus es belagerte, sah man am Himmel streitende Heere in blitzenden
Waffen. Den Tempel durchzuckten leuchtende Blitze, seine
Tore sprangen auf und eine starke Stimme rief: „Die Götter
schreiten heraus*'. Darauf hörte man einen Lärm, als ob sie
heraus schritten.
Pausanias versichert, daß man auf dem Schlachtfelde von
Marathon nach 400 Jahren noch die einst gefallenen Menschen
und Tiere seufzen und wimmern hörte und daß ihre Schatten
sichtbar wurden.
In der Schlacht bei Salamis erschien den Griechen eine gespenstische
Frauengestalt, die sie ermutigte, und man sah Heere
in der Luft. Angesehene Athener sahen auf der Ebene vonTroas
ein Heer, dessen Gesänge sie hörten. Dann zog es in einer Wolke
nach Salamis, wo die See-Schlacht gegen Xerxes begann.
Auch aus der Zeit Pipins des Kurzen wird von streitenden
Heeren und von Schiffen am Himmel berichtet. Man schrieb ihr
Erscheinen den Luftgeistern zu, deren Herbeirufung Ludwig der
Fromme mit schweren Strafen belegte.
Im Jahre 1192 sah man bei Nogent le Rotrou ebenfalls
Luftheere.
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