Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 319
(PDF, 148 MB)
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Schnellen: Zur Kritik des Positivismus.

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unserer Aussagen ebenso bewußt wie unseres unlösbaren Zusammenhanges
mit der übrigen Welt und des steten Flusses aller Dinge.

Die Einsicht in die Relativität alles Seins und aller
Erkenntnis ist eben keineswegs ein Sondereigentum des modernen
Positivismus, der sich gern mit ihr identifizieren oder sie für
sich allein in Anspruch nehmen möchte (vergl. VI. 84. 204 f.).
Und sie kann darum auch nicht dazu hefen, Petzolds angebliche
„klare und rein immanente Auffassung des Wirklichen"
(vergl. 199) von ihren inneren Widersprüchen zu befreien und
jede weniger bescheidene Erkenntnislehre als „romantischen Nebel"
abzuwehren (199). Denn auch für den transzendentalen Realismus
ist alles Wahrnehmen und Erkennen selbstverständlich eine
Relation (82, 204). Auch für ihn ist der ganze gegebene Inhalt
des Bewußtseins ein Gewebe von aufeinander bezogenen
Empfindungen oder seelischen Elementen. Auch für ihn löst sich
alles wirkliche Sein am letzten Ende in dynamische Beziehungen
auf. Auch für ihn ..bestehen alle sogenannten Eigenschaften der
Dinge nur im Zusammenhang mit den Eigenschaften anderer
Dinge." Auch für ihn ist ein „Ding" nur „ein relativ , nicht
ein absolut beständiges Zusammen solcher Eigenschaften", die „in
diesem „funktionellen Zusammenhange ihr Dasein erschöpfen" und
keines (individuellen) Trägers bedürfen (78). Und auch für ihn
gilt selbstverständlich der Satz: „Kein Ding könnte für sich allein
existieren: es ist immer unmittelbar in den Zusammenhang vieler
Dinge und dadurch in den aller Dinge verstrickt" (82). Ja, die
Unmöglichkeit anders als in^Beziehungen zu denken, ist gerade
von dem Hauptvertreter des transcendentalen Realismus und einer
kritischen Metaphysik, von Ed. von Hart mann, viel eindringlicher
und überzeugender betont worden als von irgend einem Vertreter
des modernen Positivismus. Und wenn diese sich einmal in
der „Kategorienlehre" Hartmanns umsehen und den Abschnitt
über die „Urkategorie der Relation" (S. 173—196) nachlesen
wollten, dann würden sie kaum mehr glauben, mit dem bloßen
Hinweise auf die Relativität aller unserer Erkenntnis auch die
Frage nach der Beschaffenheit der Welt an sich abschneiden und
aller Metaphysik den Garaus machen zu können. —

Eins freilich können wir bewußten Metaphysiker den unbewußten
Metaphysikern des Positivismus nicht nachmachen", wir
können nicht, wie sie es tun, den an sich richtigen Gedanken von
der Relativität aller Erkenntnis durch törichte Übertreibung in
Unsinn verkehren und damit schließlich jeden Maßstab für Wahrheit
oder Unwahrheit aus der Hand geben. Denn darauf läuft
die Sache bei Petzold und seinem Meister Mach tatsächlich
hinaus. Für sie, wie für den alten Protagoras „giebt es keine
allgemein giltige Wahrheit". Denn für das, was wahr ist, hat
jeder einen Maßstab in sich selbst, und jeder einen anderen, ja


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