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328 Psychische Studien. XL1II. Jahrgang. 7. Heft. (Jnli 1916.)
Nachdem jene Kriegszeit vorübergerauscht war, faßte er den
kühnen Entschluß, in Gemeinschaft mit einem Londoner Kapitalisten
an der Westküste Afrikas eine eigene Faktorei zu begründen.
Die Folge war. daß er 3 Jahre in dem dicht am Äquator gelegenen
Gabon (oder Gaboon) zubrachte, dort allen' Fährlichkeiten dieses
heißen Klimas ausgesetzt — eine Zeit vielfacher Abenteuer zu
Wasser und zu Land, die er spannend zu erzählen verstand.
Namentlich war es der jähe Abschluß dieser Lebensperiode unseres
Dr. H. S. die gewaltsame, brutale Entführung dieses Mannes aus
seiner Faktorei, die für ihn ein verhängnisvolles Ereignis bildete.
Die französische Regierung, die sich schon damals an der Nordwestküste
Afrikas bedeutenden Kolonialbesitz gesichert hatte, ließ
ihn nämlich wegen ihres ganz grundlosen Verdachts der Teilnahme
an der Ermordung eines französischen Untertanen verhaften
und auf ein Kriegsschiff bringen, und er wäre sicher zum
Tod verurteilt worden, wenn sich nicht die deutsche Regierung
ins Mittel gelegt und mit aller Energie seine Haftentlassung verlangt
hätte.
Nach der deutschen Heimat zurückgekehrt, begann nun
Dr. H. S. seine in Afrika gemachten Erfahrungen wissenschaftlich
zu bearbeiten. Es entstanden in rascher Folge mehrere bedeutsame
Schriften, durch die er einer der verdienstvollsten Pioniere
unserer deutschen Kolonial-Politik geworden ist. Es sind dies
folgende 3 Bände: 1. Ethiopien, Studien über Westafrika;
2. Überseeische Politik, eine kulturwissenschaftliche
Studie; 3. Deutsche Kolonisation. Sämtlich bei
L. Friederichsen & Co. in Hamburg 1879—81 erschienen.
Nicht bloß damals, sondern auch heute noch werden die
Verdienste des Kolonialpolitikers Dr. H. S. voll gewürdigt. So
hat ihm auch jetzt einer der kompetentesten Fachmänner, der
Afrikaforscher Dr. Karl Peters einen ehrenvollen Nachruf
gewidmet. Den beredtesten Ausdruck fand die ihm gezollte Anerkennung
aber dadurch, daß die anfangs der 80er Jahre im
Berliner Auswärtigen Amt geschaffene Kolonial-Abteilung an ihn
eine Berufung zur Mitarbeit ergehen ließ — einen Ruf, dem er
aber aus Gründen, die wir gleich hören werden, nicht Folge leistete.
Es wird kaum nötig sein, zu betonen, daß es nicht etwa Gründe
materieller Natur waren, die ihn dazu bestimmtet, diesen Ruf abzulehnen
, sondern solche rein ideeller Art.
Es mag etwa ums Jahr 1883 oder 1884 gewesen sein,*) als
ihm wie man zu sagen .pflegt „zufällig** das kurz vorher erschienene
Buch: „Esoterischer Buddhismus** von A. P. Sinnett in die
Hände fiel. Dies Buch war für Dr. H. S. geradezu schicksal-
*) So schreibt mir ein naher Verwandter von Dr. H.-S. Herr
Günther Wagner, dem ich manche biographische Notiz verdanke.
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