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836 Psychische Studien. XLIII. Jahrgang. 7. Heft (Juli 1916.)
armen Rolf. Rolf will wissen, wie lang er warten muß, bisher
kann gehen zu ihr. Weißt Du es? Kuß von Deinem armen Lol**).
Der treue, seelenvolle Hund gibt da also nicht nur seinem Schmerz
rührenden Ausdruck und sucht Trost beim Freund, sondern stellt
auch die offenbar seinem eigensten Nachdenken entstammende
naive Frage, wann er wohl wieder zu seiner Herrin gehen könne.
Solche tiefgehende Blicke in das Gemüt unserer freilich mit Worten
nicht sprechen könnenden Brüder aus der Tierwelt sind so ver-
bluffend, daß sie auf den ersten Anblick ganz unglaublich er-
scheinen. Wenn man aber die weiteren Mitteilungen und Erklärungen
, die Prof. Ziegler gibt, ohne Vorurteil in allen dort
ausführlich angegebenen Einzelheiten sorgfältig prüft, so kommt man
unfehlbar zu der Überzeugung, daß hier tatsächlich eine ganz neue
Welt geistiger Erkenntnis und ein unberechenbarer Fortschritt auf
psychologischem Gebiet vorliegt. Es finden sich eben dort Berichte
über die im Besitz eines Pfarrers befindliche Hündin Ilse,
über den Hund Heinz des Landgerichtsrats Leser in Mannheim,
ferner über einen Hund Harras des Fräuleins Eva Hoffmann auf
Schloß Berwartstein bei Bergzabern, über den noch von Frau
Dr. Moekel selbst unterrichteten, inzwischen leider verunglückten
kleinen Roland, über die von Frl. H. Kindermann übernommene
sehr gelehrige Hündin Lola, sowie eine lichtvolle Studie des
selben Verfassers über „Die psychische Verschiedenheit der Hunderassen
**.
Auch zur Streitfrage über die Elberfelder rechnenden Pferde
bringt dasselbe Heft einen wertvollen Nachtrag. Die Vertreter der
exakten Psychologie an der Universität Göttingen hatten einem
dänischen Illusionisten und schwindelhaften Zauberkünstler, der
(ähnlich wie Leo Erichsen) mit antispiritistischen Vorträgen über
Taschenspielerei, Gedankenübertragung, Telepathie u. dgl. Geld
macht und sich mit dem Mädchennamen seiner Frau (einer Schauspielerin
aus Finnland) "Faustinus Edelberg** nennt, ihr Vertrauen
geschenkt. Einen Brief dieses Kronzeugen, der sich schon
im Jahre 1913 bei Herrn Karl Krall eingeschlichen hatte, um dessen
„Tricks** zu entlarven, hatte der Göttinger Professor der Psychologie
Geheimrat G. E. Müller im 73. Band der „Zeitschrift für
Psychologie** (Leipzig 1915) mit einer Einführung von ihm selbst
veröffentlicht und dessen „Gutachten" zugestimmt, wonach der Pferdewärter
Albert (Bühren) den klugen Pferden absichtlich Zeichen
gegeben haben soll. Diese ebenso plumpe als naheliegende Hypothese
wird nun in ihrer gänzlichen Haltlosigkeit aufs glänzendste
nachgewiesen, während der Göttinger Philosophie-Professor Dr.
Heinr. Maier (früher in Tübingen) in einem Artikel des Schwäbischen
Merkur (1915, Nr. 563 vom 30. Nov., Abendblatt) meinte,
daß „in der Wissenschaft die Akten über die Elberfelder Pferde
damit geschlossen seien." — Möge die „Gesellschaft für Tierpsycho-
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