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366 Psychische Studien. XLIII. Jahrgang. 8. Heft. August 1916.
auf welche die Mineralien im Durchschnitt etwa 600 Stunden einwirken
gelassen wurden, zeigten nach der Entwicklung eine deutliche
Schwärzung an den Stellen, wo die Mineralien eingewirkt
hatten. Die Form derselben war deutlich zu erkennen, mitunter
konnten sogar die feineren Schattierungen des Minerals wahrgenommen
werden.
Nicht nur Mineralien zeigten Aktivität, sondern auch Versteinerungen
wie Muschelkalke, Sedimente usw.
Die zweite Methode beruht auf der Sensitivität des Mediums.
Diese Methode weist der Forschung ein bedeutend größeres Arbeitsgebiet
an.
Die Versuchsreihe ergab ein höchst interessantes Resultat.
Nach dem photographischen Nachweise der Emanationen war wohl
anzunehmen, daß im Dunkeln Leuchterscheinungen auftreten
werden. Geschmacksempfindungen beim Nähern der Hand hatte
bereits Prof. Benedikt festgestellt. Nun konnte Verf. als erster
wahrnehmen, daß Farben „gefühlt" werden können.3) So unglaublich
diese Tatsache auch schien, konnte Verf. deren Richtigkeit
nicht mehr leugnen; nachdem bei etwa 300 Mineralien die
Farbe richtig „gefühlt" wurde, und der Fehlerkoeffizient etwa
3—5 % betrug.
Eigentlich ist der Ausdruck „Farbenfühlen" paradox. Denn,
den Begriff der Farbe bilden wir aus gesehenen Objekten. Der
Begriff der Farbe erscheint daher dem Sehen zugeordnet. Wenn
man daher von „Farbenfühlen4; spricht, ist dies ein Widerspruch.
Wissenschaftlich müßte man diese Erscheinung als „Auslösen von
Farbenvorstellungen durch mineralogische Emanationen" bezeichnen
. Da aber obige Bezeichnung jedermann verständlich ist,
so ist sie als Kurzform vorzuziehen.
Zur Ausführung der Versuche stellte sich Herr Stanger
selbstlos zur Verfügung. Verf. spricht ihm an dieser Stelle nochmals
seinen Dank aus. Die Versuche wurden in einer Dunkelkammer
ausgeführt. Während der Geschmacks- und Farbenbestimmung
wurden dem Medium die Augen verbunden; die Aufzeichnung
seiner Angaben wurde bei rotem Lichte vorgenommen.
Zunächst möchte ich eine Probe aus meinen Protokollen
wiedergeben, und daran einige Bemerkungen knüpfen.
Z i t r i n : gelbe Kristalldruse,
M:4) gelb; L. H. salzig; R. H. nichts;
F: Spitzen und Flächen leuchten blau.
Bergkristall : Druse mit großen farblosen Kristallen,
3) Vorläufig bloß Mineralfarben; doch es ist sehr wahrscheinlich
, daß dies allen Farben zukommt.
*) Hier bedeutet: M die Aussagen des Mediums, L. H.; B. H.
die Geschmacksempfindungen in der rechten und linken Hand
F die im Dunkeln wahrgenommenen Leuchterscheinungen.
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