Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 375
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Schnellen: Zur Kritik des Positivismus.

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der die Erfahrung selbst schon alle Mittel liefern soll, die zu ihrer
intellektuellen Beherrschung erforderlich sind (46), entspringt doch
nur aus jenem beschränkten, undurchführbaren Empirismus, der
die ganze Wissenschaft in die Grenzen der Erfahrung bannen und
ihr „die vollständige Beschreibung des Gegebenen" zur alleinigen
Aufgabe machen möchte (46). Und wir haben schon gesehen,
daß P e t z o 1 d , unbekümmert um sein eigenes Verbot, überall
selbst di.e Grenzen der Erfahrung überschreitet und von allerlei
transzendenten Annahmen Gebrauch macht. Ist aber so der
„Grundsatz der reinen Erfahrung** einmal durchbrochen: hat
unser Denken, um zu einem wirklichen Verständnis der gegebenen
Tatsachen des Bewußtseins zu gelangen, notwendig über die
Grenzen des Bewußtseins hinausgreifen müssen und unsere subjektiven
Anschauungb- und Denkformen des Raumes, der Zeit, der
Gesetzmäßigkeit, des ursächlichen Zusammenhanges u. a. mutmaßend
auf das außerbewußte Sein übertragen, dann ist nicht
einzusehen, warum wir von dieser transzendentalen Anwendung
unserer Kategorien durchaus die Substanzialität ausschließen und
ihr allein keine transzendentale Wahrheit zugestehen sollen.

In der Tat ist es auch noch niemand gelungen, ohne die Vorstellung
irgend eines beständigen, in sich selbst beharrenden Seins
auszukommen. Auch P e t z o 1 d entgeht ihr trotz aller seiner
Einwände nicht. Denn wenn er sagt: es sei unmöglich, sich die
gesetzmäßigen Relationen der von uns unabhängigen Welt (197)
ohne irgend welche Qualitäten vorzustellen (198), dann gesteht er
eben damit zu, daß auch er die Welt nicht ohne die Kategorie der
Substanz, ohne einen bleibenden Träger ihrer veränderlichen
Relationen denken kann. Und wenn er den aus sinnlichen Emp-
findungen zusammengesetzten „Dingen** unserer Wahrnehmung
ein von uns unabhängiges Dasein zuschreibt und sie in derselben
Weise, wie er sie vorfindet, auch nach der Wahrnehmung fortexistieren
läßt (V, 191), dann macht er sie eben damit zu „absoluten
Existenzen** (V!) oder wirklichen, an sich daseienden und
beharrenden „Elementen** der von uns unabhängigen Welt. Die
Substanz hat also bei ihm auch nur die Haut gewechselt: sie ist
in die verdinglichten Empfindungen hineingeschlüpft. Da aber
müssen wir sie notwendig wieder hinausjagen, wenn wir nicht in
den Fehler verfallen wollen, einem bloßen subjektiven Inhalt
unseres Bewußtseins eine absolute Existenz anzudichten.

Ebenso verkehrt aber wie diese von Mach und P e t z o 1 d
beliebte Verdinglichung unserer Empfindungen zu „physischen**
(und metaphysischen) „Elementen**, ebenso verkehrt ist auch der
Versuch, das bewußte „Ich** zu dem angeblichen beharrenden
Träger des Bewußtseins aufzubauschen und dieser „immateriellen
Substanz*' in dem sinnlichen Trugbilde des raumerfüllenden
„Stoffes** eine „materielle Substanz** gegenüberzustellen. Denn

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