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Literaturbericht. — Briefkasten. 895
Literatur beri cht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Bachhandlang
von Oswald Matze, Leipzig, Lindenstraße 4, zn beziehen.
Bücherbesprechung.
Meyer. Johann Jakob, „Das Weib im altindischen Epos. Ein Beitrag
zur indischen und vergleichenden Kulturgeschichte. XVIII u. 440 S.
Leipzig 1915.
Die Herausgabe dieses umfangreichen Werkes des deutschamerikanischen
Gelehrten an der Chicagoer Universität durch den
Verlag von Wilhelm Heims in Leipzig ist ein schöner Beweis für
den offenen Sinn, den sich der deutsche Buchhandel trotz aller
kriegerischen und diplomatischen "Verwickelungen gegenüber einer
wissenschaftlichen Leistung bewahrt hat. Denn dieser .Beitrag" ist
eine hervorragende Leistung, und zwar eine2 die nicht nur für den
wissenschaftlichen Fachmann gedacht ist. Die Darstellung des weitverzweigten
Themas ist ungeachtet der eingestreuten Verweisungen
ungemein lebendig. Nirgends macht sich ein trockener Ton bemerkbar
. Der Verfasser behandelt den Stoff mit überlegenem Geschick
und weiß uns die altindische Welt und ihre Anschauungen greifbar
deutlich vor Augen zu zaubern. Der okkultistisch interessierte Leser
kann in der Arbeit reiche Ausbeute für sein Sondergebiet halten.
Außer den viel verschlungenen Wirrungen des Liebeszaubers ist die
Darstellung der metaphysischen Deutung der Zeugung im altindischen
Ideenkreise sehr beachtenswert. Es gibt da eine schöne Erzählung
von einem Asketen, der seine Ahnen durch seine „Gier nach Askese*
dem geistigen Tode überliefert. In dumpfer Betäubung erwarten
ihre Seelen, daß der „ letzte Geschlechtsfaden" reißt und sie der Vernichtung
verfallen. Nur wer im Blut und Glauben seiner Nachkommen
lebt, lebt ewig! Und andere Geschichten sind da von
magischen Begegnungen mit ^erstorbenen Gatten und Brüdern und
von Ehen mit den Dahingeschiedenen. Auch all des mantisohen
Rituals, das mit den generativen Funktionen verknüpft ist, wird in
mancherlei Beispielen gedacht. — Dem ernsthaft auf okkultem Gebiet
Forschenden kann ein eingehendes Studium dieser und verwandter
Monographien nur nützlich sein. Die historische Betrachtung
weitet den Blick und verhindert die sonst sich leicht einstellende
Ueberschätzung der modernen Phänomene und die damit oft verknüpfte
überwertige Beurteilung eiozelner Erscheinungen.
Hans Freimark.
Briefkasten.
Herrn Prof. Willy Reichel, Pasadena, Cai. Ihr Bericht über ein
Interview mit dem greisen erblindeten Medium Cecil Husk, das unsere
Leser als amerikanisch - englisches Spezificum interessieren dürfte,
kommt im Sept.-Heft zum Abdruck, obschon die Entzifferung Ihres
mit Bleifeder auf Seidenpapier geschriebenen, infolge Ihres Augenleidens
kaum leserlichen Manuskripts für Setzer und Schriftleiter
äußeret mühsam ist. Es ist leicht möglich, daß frühere Einsendungen,
von denen Sie schreiben, nicht in unseren Besitz gelangten, indem
alle Ihre Briefe den Stempel' „Opened by Censor* tragen; offenbar
wird also die gesamte amerikanische Post von den „ Insel-Piraten *
regelmäßig geöffnet und kontrolliert, wobei leicht etwas abhanden
kommen kann. Wir sind übrigens für unsern durch die Kriegslage
leider sehr beschränkten Baum mit unaufschiebbarem Stoff reichlich
versehen. Ergebensten Dank und Gruß!
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