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398 Psychische Studien. XLII1. Jahrg. 9.-10. Heft. (Sept.-Okt. 1916)
in tiefstem Trance lag.*) Wir erinnerten uns ebenso des Unglaubens
und des Skeptizismus der ängstlichen Orthodoxen und der
Zuversicht der Taschenspieler, daß diese Manifestationen nur Betrug
und Gaunerei seien. Wieviel Komfort die ersteren verloren
und wieviel Selbstbetrug die andern sich erlaubten, wissen wir nun!
Mrs. Duffus' Automobil brachte uns schnell nach 30 South
Grove, Peckham, S. E., wo Mr. Husk seit vielen Jahren lebt. Miss
Simpson, seine treue und ehrliche Wirtschafterin, seit Mrs. Husk
starb, begrüßte uns und brachte uns sofort an das Bett des
Veteranen des Spiritualismus im zweiten Stock. Er lächelte, als
er Mrs. Duffus begrüßte, der er zunächst dankte für die reiche
Speise, die sie ihm zu Weihnachten gesandt hatte. Er war unfähig
ihr die Hände zu geben, da sie beide gelähmt sind, doch
war er fähig eine Zigarre zu rauchen, als er bereitwillig plauderte
und antwortete auf unsere Fragen: „Natürlich, ich entsinne mich
an Florence Maryat genau, sie wurde mir durch meine Schwester
Rose, die auch in der Carl Rosa Opera Company war, zugeführt.
Florence Maryat war, wie Sie wissen, sowohl Künstlerin als auch
Schriftstellerin. Meine Schwester spielte damals die Lady Angela
und Florence Maryat spielte — ich vergaß das! Ich hatte nicht
Sir William Crookes in meinem Hause, doch sah ich ihn mehrere
Male in Privatsitzungen. —
Von meiner frühesten Jugend an war ich hellsehend und
schon als Kind hatte ich seltsame Phänomene, da sich verschiedene
Gegenstände in meiner Nähe auf unerklärliche Weise bewegten.
Das war in den Tagen, als das Gas noch nicht überall in Gebrauch
war. Ich entsinne mich, daß wir in unserem Frühstückszimmer
einige Kerzen auf einer Schale hatten und Lichtputzer dazwischen.
Zwei- oder dreimal knackten die Lichtputzer, erhoben sich hinauf
bis zur Decke, wanderten dort herum und fielen dann auf die
Schale zurück, ich war damals acht oder neun Jahre alt. Mein
Vater, meine Mutter, Brüder und Schwestern sahen es alle. Sie
alle dachten, es sei seltsam, doch mein Vater, der ein Spiritualist
war, zeigte spezielles Interesse daran. Ich denke nicht, daß sie
*) Alle diese Manifestationen sah ich selbst in London 1902
im Hause von Cecil Husk, als ich von Aegypten über Genua, Paris
nach London fahren mußte, um dort einige geschäftliche Sachen
zu erledigen. Uebrigens sah ich solche Phänomene noch bei weitem
besser durch C. F. Miller in San Francisco, Cal.f worüber ich früher
in den „Psych. Stud-tf ausführlich berichtet* habe. Vergl. „Kreuz
und Quer durch die Welt", Leipzig, Oswald Mutze. Dr. Encausse
(Papus) schrieb in „L'Initiation*, (Paris), Octob. 1906: „Alle anderen
Medien, die ich gesehen habe, sind wie kleine Kinder im Vergleich
zu Miller*. — [Nur schade, daß dieses vielgerühmte Materiaiisations-
medium die von dem Herrn Einsender mit vieler Mühe und großen
Geldopfern veranstalteten bezw. geplanten Testsitzungen in Europa
mit Oberst de Rochas und damit jede strengwisssnschaftliche Nachprüfung
geflissentlich vereitelt hat. — Red.]
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