Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 412
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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410 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 9.40. Heft. (Sept-Okt. 1916)

Oribaeus berichtet von einer Quelle in Äthiopien, die jeden
aus ihr Trinkenden in Fieberwahnsinn versetzte.

Als Jesus geboren wurde, befanden sich die Orakel im Verfall
. Es lag dies an der Ungläubigkeit und am Verfall der guten
Sitten jener Zeit. Davon waren die Priester und Priesterinnen
durchaus nicht frei zu sprechen, wie die berühmte Rede des
Demosthenes gegen die Pythia beweist.

Plutarch erklärte das Aufhören der Orakel durch den Tod
ihrer Gottheiten.

Obwohl sich selbst der edle Kaiser Julian, den die Kirche
den Abtrünnigen nannte, eifrig bemühte, die Orakel mit neuem
Geiste zu erfüllen, erwies es sich doch als unmöglich. Die Lehre
Jesu eroberte im Sturme alle Herzen, weil sie die Gotteskindschaft
jedes Gläubigen verkündete, auch der Sklaven, denen selbst ein
Piaton kaum eine Seele zuerkennen wollte.

Plutarch wollte das Wesen der Orakel damit erklären, daß
er sagte, die Pythien würden von Dämonen inspiriert, die dazu
von Apollo beauftragt seien. Die Erddämpfe versetzten die
Pythien in Ekstase und machten sie in diesem Zustande für die
Inspirationen der Dämonen empfänglich.

Heute würde man die Pythien als Somnambule bezeichnen
und in den Dämonen Geister von Verstorbenen sehen. Man würde
auch heute das Aufhören der Orakel damit erklären, daß man den
Somnambulismus der Pythien nicht mehr für genügend tief ansehen
und annehmen würde, die bisher die Antworten erteilenden
Geister wären nach dem Gesetze der Entwicklung in höhere
Stufen jenseitigen Seins empor gestiegen und damit ihren bisherigen
Medien und Somnambulen entrückt.

Diese Anschauungen würden den Erfahrungen der spiritistischen
Medien durchaus entsprechen und eine volle Erklärung
für das Aufhören der Orakel bieten.

Daß die alten Griechen keinen wesentlichen Unterschied
zwischen den Dämonen und den Geistern der Verstorbenen
machten, kann man daraus ersehen, daß Alexander der Große
dem verstorbenen Hephästion einen Tempel bauen ließ, in dem
Hephästion Orakel verkündigte und wunderbare Heilungen ausführte
. Auch dem verstorbenen Antinous wurde von Mark Aurel
ein Tempel errichtet, in dem jener weissagte. Und Prudentius berichtet
, daß der Geist des Augustus in seinem Tempel Orakel verkündigte
. —

Die Wiedereinführung von Orakeln würde also nur von geeigneten
Medien abhängig sein, die von geistig hoch stehenden
Verstorbenen inspiriert werden.

Aber unsere Zeit ist nicht reif für diesen Gedanken!


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