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412 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 9.-10. Heft. (Sept,Okt. 1916)
machen, als der Geist das eigentlich göttliche Prinzip ist, die Seele
aber das von ihm erzeugte Zwischenglied zwischen Gott und
Welt, was also der oberen (astralen) Welt entspricht. Das stellten
die Alten so dar, daß sie das geistige Prinzip männlich nannten
(den Gottessohn), den das weibliche Prinzip („die Jungfrau"
Maria) erlöst.] Der Geist allein ist göttlich d. h. wesentlich.
Also ist beides in dem Maße groß, als es auf den Schein verzichtet
, klein, als es sich der Welt hingibt.
Nun ist es augenscheinlich, daß das Ich nicht bloß aus dem
ihm naheliegenden, es umgebenden Reiche des Unbewußten
schöpfen kann, sondern auch aus der ganzen Schöpfung. Jedem
Seelenteile d. h. jedem Sektor der Kugel nach meinem Vergleiche
entspricht natürlich im Universum eine Kraft, die auch durch
eine Tat der Materie repräsentiert sein muß. Wenn nun also
das Ich seinen Willen auf einen Gegenstand richtet, so muß er
ihm in irgend einer Weise näher kommen. Zunächst natürlich im
Geiste d. h. in der Vorstellung. Diese wird stärker in dem Maße
als das Ich sich mehr und mehr darauf konzentriert. [Anm. Daraus
erklärt sich auch die Annahme von Himmel, Hölle usw.
ganz logisch. Die Astralmaterie ist so fein, daß die Phantasie
sie formt, so daß jeder das erhält, was er gewollt hat. Man soll
indessen den Unterschied beachten zwischen dem Ich tnd der
„Seele", wie ich ausgeführt habe. Jemand kann z. B, die Hölle
auf Erden haben, weil sein Totalkörper nichts taugt, deshalb
kann sein Ich hochstehen und umgekehrt].
Wenn eine Leidenschaft sich bildet, entsteht also ein so
starkes Gedankenbild, daß es beständig auf das Ich drückt und
es beeinflußt zur Wiederholung. Das Ich zieht Äthermasse an
und diese vereint sich mit dem Ätherkörper. Der Ätherkörper
d. h. der innere feinere Körper, der das Modell des physischen
Leibes ist, wird somit mit einer Masse angefüllt, die die Harmonie
in seinem Innern stört. Diese drückt dann wieder auf den
physischen Körper und erzeugt materia peccans, d. h. eine Masse,
die durch die schlechten Gedanken der Seele schlecht geworden
ist. Die Seele d. h. die unbewußte Masse des um das Ich gelagerten
Geistes erzeugt durch die Bewegung diese schlechte
Masse, und zwar auch ohne bewußte Einwirkung des Ichs. Es
ist ungefähr der Unterschied wie zwischen einem beständig laufenden
Brunnen und einem andern, bei dem man erst pumpen muß.
Die Leidenschaft sprudelt stets stark und erzeugt sozusagen Blasen.
Die Blasen sind die materia peccans, die man vergebens
durch äußere Mittel wegzubannen sucht. Nur eine innere Unterdrückung
kann Rühe verschaffen. [Anm. Ich habe einmal mit
dem berühmten Medium, dem Engländer Peters experimentiert.
Er behauptete, einen Brahmanen als Schutzgeist zu haben. Er
bat mich und meinen Freund, ihm die Hand zu reichen, zog ich
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