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Grävell: Besessenheit.
Stiefel aus und setzte sich in orientalischer Weise mit gekreuzten
Beinen auf das Sofa. Nach einiger Zeit meldete sich der Brah-
mahne aus ihm, der das Englische mit indischer Aussprache sprach.
Anfangs war Peters noch bei sich, denn er hörte, daß das Stubenmädchen
klopfte, dann aber verlor er nach seiner Aussage das
Bewußtsein und fiel in Trance, so daß wir ihm sagen mußten,
was der Brahmane ihm sagen ließ, z. B. er solle Deutsch lernen.
Ob das Ganze echt war oder Schwindel, vermag ich nicht festzustellen
.]
Nun muß man sich vorstellen, daß im Äther stets gewisse
Eindrücke bleiben. Die schlechten Gedanken, Wünsche und
Begierden haften darin. Natürlich suchen sie sich aufs neue zu
verbinden mit den Ausstrahlungen, die für sie bei dem betreffenden
leidenschaftlichen Ich aufsteigen, so daß eine beständige Wechselwirkung
stattfindet.
Der Äther ist die Kraftquelle aller Taten, aller Leidenschaften
, guter wie böser. Darum hat schon Zarathustra
ihn mit dem Rind verglichen, das zu stark von den Menschen
in Anspruch genommen wird, Hellseher können die Einwirkungen
als Dämonen (Naturgeister) in verschiedenen Farben sehen. Wenn
von solchen Geistern berichtet wird, so ist es ein solcher verdickter
Ätherstoff, der unter Umständen durch den Geist eines
leidenschaftlichen Individuums beseelt werden kann. Denken wir
uns, daß jemand beständig sinnliche Gedanken hat, so erzeugt er
also zunächst einen Wirbel jm Äther, der Wirbel wird Stärker
und stärker. Ist der leidenschaftliche Mensch geistig hochstehend,
so wird er diesen Wirbel mit Glutstoff anfüllen. Dann bildet
sich durch den Mißbrauch der Geister etwas sehr Gefährliches
im Jenseits, das ist der Dämon. Dieser quält dann seinen Erzeuger
, weil er befriedigt sein will.
Viele Menschen haben solche „Teufel," weshalb ja auch
die Pharisäer sogar von Jesus sagten: er hat einen Teufel. Ein
solcher gefährlicher Geist ist schwer zu bannen. Er wird in
dem Maße gefährlich, als er von dem Geiste des Ichs gemästet
wird und schwächt naturgemäß wieder diesen. Auf solche Weise
entstehen dann geistige Krankheiten und das große Heer der nervösen
Übel. [Christus sagt, wenn ein Dämon einen Menschen
verlassen hat, dann schweift er auf dürrer Heide umher, bis er
den Menschen gedrückt sieht, und holt andere zu Hilfe und kehrt
verstärkt zurück, was sagen will: der böse Gedanke treibt sich
im Jenseits herum, wo er keine Befriedigung findet, und sehnt
sich nach Aufenthalt bei gleich schlechten Gedanken. Gleich
und gleich gesellt sich gut.]
Ohne Verschuldung kann so etwas eintreten. Deshalb muß
der Arzt auch immer nach dem moralischen Verhalten des Patienten
fragen, namentlich nach seinen geheimen Gedanken. Gedanken*
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