Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 423
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Falkeisen: Das Jenseits und die christliche Hoffoung. 421

Versuch macht, z. B. die Beschreibung des neuen Jerusalems, das
als ein ungeheurer Würfel dargestellt wird, sich als eine Wirklichkeit
vorzustellen, muß unbedingt zu der Einsicht Kommen, daß
darunter sicher etwas ganz anderes zu verstehen ist, als gewisse
„gläubige" Kreise sich vorstellen. Auf alle Fälle will die Offenbarung
keine Topographie der jenseitigen Welt geben. Es finden
sich nun freilich noch einige Stellen im Neuen Testament, die sich
auf die jenseitige Welt beziehen, aber es handelt sich da durchwegs
um so spärliche Andeutungen, daß es nicht angeht aus ihnen
irgendwie bestimmte Vorstellungen sich bilden zu wollen. Zu
diesen „Stellen * gehört das Wort Jesu von den „Wohnungen in
des Vaters Hause" (Joh. 14, 2, 3), Was aber unter diesen
„Wohnungen" gemeint ist, ist nicht klar. Das Wort kann auf
jenseitige Aufenthaltsorte bezogen werden; nimmt man jedoch die
folgenden Erörterungen dazu, so kann man auch geistige Entwicklungsstufen
darunter verstehen. — Weiter finden wir Aussprüche
über die Auferstehung von den Toten, Matth. 22, 30
(gleichlautend mit Luc. 20, 35, 36 und Marc. 12, 25), wo gesagt
wird, daß die Auferstandenen weder freien, noch sich freien
lassen, sondern den Engeln Gottes gleich sein werden. Hierher
gehört auch das Wort Jesu an den Schacher „heute wirst du mit
mir im Paradiese sein" (Luc. 23, 43). Und endlich wird gesagt,
daß Christus nach seinem Tode den „Geistern im Gefängnis" gepredigt
habe (1. Petr. 3, 19). Am ausführlichsten ist im Gleichnis
vom reichen Manne und d§m armen Lazarus von jenseitigen Zuständen
die Rede (Luc. 16, 20—31), doch auch hier mehr nur
in bildlicher Redeweise.

Wir sehen also, die Bibel läßt uns vollständig im Stich, nur
das e i n e ist sicher, daß sie überall die Fortexistenz der Menschenseele
nach dem Tode stillschweigend voraussetzt. Sie gilt ihr als
etwas so Selbstverständliches, daß gar nirgends auch nur der
leiseste Versuch gemacht wird, Beweise dafikbeizubringen.

Aus diesem Schweigen des „Wortes Gottes" über das jenseitige
Leben könnte man nun versucht sein den Schluß zu ziehen,
daß es mit Absicht nichts darüber sagen wolle. Man könnte noch
weiter gehen und die Behauptung aufstellen, die Bibel schweige

Reden für die allernächste Zukunft in unzweifelhafte Aussicht gestellt
hatte. (S. Matth. 24, 33 u. 34). Diese Erwartung war bei ihm
zur fixen Idee geworden, die ihm eben Kraft und Mut zum Martyrium
gab. Daß er sich darin nachweisbar täuschte, beweist aber,
daß er kein „Gott" oder „Gottes Sohn*, sondern ein fehlbarer, wenn
auch sittlich sehr hochstehender Mensch war. So lange die Thetf-
logen beider Konfessionen so einleuchtende Tatsachen nicht zugeben,
kann die Religion Christi keine tiefergehende Wirkung mehr im
Volke erzielen, vollends nachdem das kirchliche Christentum durch
den Weltkrieg der christlichen Kulturvölker bankerott geworden
ist, denn: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen 1* Maier.


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