Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 429
(PDF, 148 MB)
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Reich: Altruistische Gegenseitigkeit.

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müßte das arme Menschenherz notwendig an der furchtbaren Tatsache
des Todes, an der Flut von bangen Fragen, auf die es keine
Antwort gibt, zugrunde gehen. Das „Sich-Trösten" ist eine Betäubung
der Seele, eine Art Verlöschen des Bewußtseins, oder
wenigstens eines gewissen Bereiches desselben, wie es bei eii^em
übergroßen körperlichen Schmerze oft einzutreten pflegt. Es gibt
aber Menschen, bei denen diese Seelenbetäubung nicht eintritt;
bei solchen schließt sich die Wunde nicht, sondern die Zentnerlast
der Schwermut legt sich auf ihre Seele und verdüstert ihr Dasein,
— und das sind meist tiefgründige und wertvolle Charaktere.
Gerade für solche Menschen wäre ein wirklicher Trost, wie wir
ihn hier meinen, das einzige Heilmittel, um sie dem Leben wiederzugeben
.

So stehen denn gerade diejenigen, deren eigentliche Aufgabe
es wäre, etwas zu wissen über das andere Leben, an den
Gräbern und reden kraftlose Worte, d. h. sie „trösten". Sie
reden Gutes über den Abgeschiedenen, auch wenn er es gar nicht
verdient, denn es ist nun einmal so „Sitte", daß man über einen
Toten nichts Ungünstiges sagen darf; sie sprechen ihn selig und
haben doch keine Ahnung davon, ob sie die Wahrheit reden. Sie
wissen ja überhaupt nicht recht, was dazu gehört, um „selig" zu
werden, denn sie sind nicht „sehend". Wie gar anders ist es meist
um die Abgeschiedenen bestellt, als wir meinen, und wir haben
vielleicht manchmal ein unbestimmtes Gefühl, daß wir darüber
eben doch eigentlich etwas wissen sollten. Es wäre von unberechenbarem
Werte, wenn Wir über das Schicksal der Verstorbenen
etwas genaueres erfahren und wissen könnten, denn dadurch
würden unsere Beerdigungen zu Ereignissen, die für die Teilnehmer
mitunter sehr viel zu bedeuten hätten, nur fragt es sich,
ob wir sie dann noch ebenso gestalten würden, wie wir es im
Brauche haben!

(Fortsetzung folgt.)

Altruistische Gegenseitigkeit.

Von Dr. med. phil. scient. et lit. Eduard Reich,

Universitäts-Professor der Philosophie.

Man möge altruistische und egoistische Gegenseitigkeit voneinander
strenge unterscheiden, sowohl in bezug auf Inhalt, als
auf Wirkung gegenüber Leben und Gesittung. Altruismus und
Egoismus entspringen aus verschiedenen Quellen und dienen verschiedenen
Zwecken, sind aber beide Erzeugnisse der Seele und
wirken bestimmend auf Gestaltung und Richtung des gesamten
Seins. Egoismus oder Selbstsucht ist Sucht, darum Krankheit,
Entartung. Altruismus kennt nicht allein seinen Inhaber, sondern


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