Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 430
(PDF, 148 MB)
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428 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 9.-10. Heft. (Sept.-Okt. 1916)

auch andere Wesen, und weiß und fühlt, daß alle Geschöpfe
gleiches Recht auf leibliches und seelisches Dasein haben, auf alle
Vorteile dieser letzteren, mit einem Wort: des Triebes der Selbsterhaltung
teilhaftig sind. Solcher Trieb bleibt normal und nutzbringend
, wenn er mit Altruismus harmonisch sich verbindet, entartet
jedoch zu Selbstsucht, wenn Altruismus aus der Verbindung
tritt Es gehört also, um die Gesamtheit der Wesen zu beglücken,
keineswegs große Kunst dazu, sondern nur die kleine Kunst, den
Trieb der Selbsterhaltung mit dem Triebe zu altruistischer Gegenseitigkeit
organisch zu verknüpfen.

Das Mittel der Züchtung durch passende Ehen wird da sehr
in Betrachtung kommen; aber das Mittel vierfacher Erziehung
durch Religion in ihrer Reinheit, Vernunft und Hygiene, durch das
Walten des normalen Systems der sozialen Angelegenheiten, wird,
guter Züchtung sich anschließend, dieselbe ergänzen und kräftig
wirksam machen. Wer gute leibliche und seelische Anlagen von
seinen Vorfahren erbte, Dispositionen, welche durch sorgfältige
Züchtung und Erziehung veredelt werden, hat, bei energischer
Selbsterziehung, die beste Aussicht, altruistische Gegenseitigkeit zu
erkennen, zu fühlen und zu wollen; dem Wollen schließt die Tat
sich an. Dies alles macht jedoch nur sich möglich, wenn die genannten
Gegebenheiten eingetreten sind.

Zu jeder Art von Staatsgesellschaft gehören geeignete
Bürger; die Staatsgesellschaft der altruistischen Gegenseitigkeit
setzt Bürger bester Gattung voraus, also Wesen vortrefflicher
Züchtung und edler, vielseitiger Erziehung. Was bisher diese
beiden mächtigst hinderte, ja unmöglich machte, war das egoistische
System des tantum-quantum mit seiner grausamen und heuchlerischen
Betätigung, mit seiner empörenden Lieblosigkeit, Tücke,
Habgier und Rachsucht, Scheinweisheit und übel angewandten,
krummen Logik, deren Ganzes die halben Köpfe verwirrt, erhitzt
und zu rasenden Ungeheuern macht.

Anstatt Mitgefühls zu pflegen, Barmherzigkeit zu üben, Leiden
zu verhindern, geben sich Gesetze, deren Zeuger und Vollzieher,
die größte Mühe, niederträchtig zu sein und ihre schwachen,
glücklosen Mitwesen unaussprechlich zu peinigen, deren Dasein zu
vergällen; sie berufen sich auf Gottes Gerechtigkeit, deren Ausführer
sie sich nennen, und spielen sich auf als allein privilegierte
Sittenrichter, obgleich sie zu den sittenlosesten Vettern des Orang-
utan gehören. Diesen ganzen und noch vielen andern Jammer
bringt der Egoismus als privates und öffentliches System mit sich.
Und solches Unheil verhindert größtenteils die Pflege des Mitgefühls
und der Arbeit aus innerem Beruf. Arbeit aus innerem
Drang veredelt; Barmherzigkeit und Sympathie vervollkommenen
die Seele und die Harmonie ihrer einzelnen Betätigungen, machen
Dinge und Verhältnisse überflüssig, welche unter Herrschaft des


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