Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 441
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Schaal: Fechner und die Allbeseelung.

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Philosoph, Dichter und Seher zugleich, Naturforscher in seinen
Voraussetzungen, Philosoph in seinen Gedankengängen, Dichter in
der Sprache, Seher in seinen Schlußergebnissen, alles in allem
aber einer, der einsam seine Straße wandelt, der aber den
wenigen, die ihm folgen, die Fülle seines inneren Lebens offenbart.

Allbeseelung? — Was soll das heißen? Unsere Seele ist mit
dem Leibe verbunden, und wie schon bemerkt wurde, geht jedem
seelischen Vorgang ein leiblicher parallel. Leib und Seele sind
gleichsam Außen- und Innenseite eines Ganzen, des psycho-
physischen Organismus. Der Mensch ist ein Bild der Natur im
Kleinen, ein Mikrokosmus. Auch in der Natur, im gesamten All
entsprechen nach Fechner den äußeren Bewegungs- innere Emp-
findungs- oder Bewußtseinsvorgänge. Damit ist die Allbeseelung
gegeben* aber das kann noch nicht genügen, denn es würde nur
zu einer pantheistischen Allseele etwa im Sinne Spinozas führen.
Fechner halt an der Selbständigkeit des Einzelwesens und der
menschlichen Persönlichkeit fest, welch letzterer er das Fortleben
nach dem Tode zusichert. Also nicht die Natur in ihrer Gesamtheit
, sondern jedes einzelne Geschöpf ist beseelt. Nach dem
Glauben der Heiden wohnen in den Naturwesen verschiedene Gottheiten
, welche in die Geschicke der Menschen eingreifen und Verehrung
erheischen. Eine solche Art der Naturbeseelung oder besser
Naturvergötterung weist Fechner ausdrücklich ab; er kennt bloß
einen Gott. Die Naturdinge besitzen jedes für sich Empfindung,
und damit eine Art des Bewußtseins, auch die Pflanzen und die
Tiere. Über die Pflanz&iseele, spricht er sich in seiner „Nanna"
aus. Die Pflanze kennt keine Vor- und Rückschau, sie führt ein
Gegenwartsleben. Sie riecht den Duft und empfindet den Reiz
der Farben. Sie geht ganz in der Sinnlichkeit auf, aber in einer
höheren, reineren, als wir sie beim Tier treffen. Nerven- und
Sinneswerkzeuge wie wir besitzt sie nicht, aber doch empfängt sie
eine Menge Eindrücke, die Gefühle der Lust und Unlust in ihr auslösen
. Die zarten Elfen, die lieblichen Blumengeister, wachen
wieder auf und wohnen in den aufgeschlossenen Kelchen und
trinken Sonnenlicht. — Ist's nur ein holder Märchentraum oder
sind Floras wonnige Kinder tatsächlich beseelte Wesen wie wir?
Fechner hat davon noch nichts gewußt, daß einzelne Pflanzen
durchsichtige, linsenartig gewölbte Zellen besitzen, die ähnlich wie
unser Auge die Lichtstrahlen brechen — wohl Pflanzenaugen?

Allbeseelung — Fechner geht noch weiter. In „Zend-Avesta"
redet er von einem Stufenbau der Welt, dem nicht bloß die individuellen
Seelen der Pflanzen, Tiere und Menschen, sondern auch die
der — Gestirne eingeordnet sind. Die Erde, unser Wohnsitz, ist
kein toter Körper, sondern ein beseeltes Wesen höherer Art, mit
Bewußtsein begabt. Unser individuelles Bewußtsein ist in ihr
Bewußtsein eingeschlossen, ist auch ihr Bewußtsein. Sie besitzt


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