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Karze Notizen.
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Fehmarn die Weissagung: „Der Krieg geht zu Ende, bald nach dem
die Fehmarner Pappel geblüht hat.« — Möchte doch der in diesem
schönen Glauben zum lieblichsten Ausdruck gelangte fromme Wunsch
in Erfüllung gehen!
e) Eine neue Friedensprophezeiung. Herr Lehrer
E. G., mit dem wir unsere Leser bereits im Januarheft er. S. 38 ff.
in der Mitteilung: „Ein Hellseher im Felde" näher bekannt gemacht
haben, schreibt uns (dat. den 9. VIII. 16): „Es freut mich, wentt
meine Zeilen vielleicht dazu beitragen, Beweise für übersinnliche
Tatsachen zu sammeln, und Ihre dankenswerten Bestrebungen in
dieser Richtung unterstützen. Ich habe verschiedentlich Versuche
anstellen können, Halluzinationen und hellseherische Erscheinungen
bezw. telepathische Vorfälle zu vergleichen, und mich bemüht,
ein Mittel zur Unterscheidung derselben zu finden, was mir für
meine Zwecke auch gelungen ist. Sollten meine Versuche für Sie
von Interesse sein, so bin ich gern bereit, eine Darstellung derselben
zu geben und Ihnen dieselbe zum Abdruck einzuschicken.
[Wir bitten darum! — Red.] —
Vielleicht können Sie inzwischen folgende kurze Notiz in der
nächsten Nr. der „Psych. Stud." verwerten. —
Vor einigen Tagen hörte ich von einer neuen Friedensprophezeiung
, die aus der nämlichen Gegend stammt, in welcher sich die
Schlacht am Birkenbaum abspielen soll. Folgendermaßen wurde
sie erzählt: Ein Mädchen bittet eines Tages ihre Lehrerin um Erlaubnis
, nach Hause gehen zu dürfen, da der Vater in Urlaub komme.
Natürlich wird ihr dieser Wunsch gewährt. Zu Hause angekommen
erstaunt die Mutter und fragt nach dem Grunde. Da antwortete
das Kind, daß der Vater doch in Urlaub komme und es ihn von der Bahn
abholen wolle. Die Mutter entgegnet, daß ja der Vater im Felde
sei und von Urlaub nichts geschrieben habe. Aber das Kind bleibt
unerschütterlich bei seiner Ansicht und behauptet noch, daß der
Vater 45 Jt mitbrächte. Das Mädchen geht zur Bahn und zum Erstaunen
aller schon aufmerksam gewordenen Personen kommt der
Vater wirklich, und ist selbst äußerst überrascht, von der Tochter
abgeholt zu werden. Auf sein Befragen, von wem sie denn erfahren
habe, daß er gerade mit diesem Zuge komme, antwortete
das Kind, es von selbst gewußt zu haben, und erkundigte sich
darauf gleich nach dem mitgebrachten Gelde. Alle sind sprachlos,
als der Vater bestätigt 45 Jt zu besitzen. Doch unbekümmert fährt
das Kind fort: „Ich weiß auch noch mehr, aber das darf ich nicht
sagen!" Natürlich wird es nun mit Fragen so lange bestürmt, bis
es sein Geheimnis schüchtern mit den Worten verrät: „Ende August
oder Anfang September wird Friede sein!" Kaum hat es das
letzte Wort ausgesprochen, da versagt die Stimme und das Kind
wird stumm. Es fordert nun eine Tafel und schreibt: „Wenn Friede
ist, erhalte ich meine Sprache wieder !4i
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