http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1916/0455
Kurze Notizen
449
fein). Da Fräulein Luise nicht wissen konnte, was ich dem Hund
im Nebenzimmer gezeigt oder gegeben hatte, kann diese Antwort
nicht auf Zeichen beruhen. Dann nahm ich das Tier wiederum in
das Nebenzimmer und zeigte ihm eine Postkarte mit Bild, Er hat
aber eine Abneigung gegen derartige Karten Versuche, weil solche
schon allzu oft gemacht worden sind, lief umher und wollte die
Karte nicht recht ansehen. In dem anderen Zimmer buchstabierte
er dann: isd egal was auf dum gard sdd, libr dsu sn (Ist egal was
auf der dummen Karte steht, lieber zu essen.)
Nun kam ich am 9. Juli wieder nach Mannheim. Diesmal
wollte ich dem Tier etwas zeigen, was gewiß niemand sich denken
konnte und brachte deshalb eine lebende junge Ratte in einer
Schachtel mit. Ich ftilyte den Hund in die Küche, dort tötete er
die Ratte durch einen raschen Biß und suchte dann in der Schachtel
nach einem erwarteten Leckerbissen. Das Ereignis hatte ihm offenbar
eine gewiße Enttäuschung bereitet, und er weigerte sich, davon
zu erzählen, als er zu Fräulein Luise zurückgebracht wurde,
welche zu dieser Zeit krank im Bett lag und von dem Vorgang
in der Küche nichts wußte. Der Hund buchstabierte: „dol nid sagn
wil!" (Rolf nicht sagen will). Fräulein Luise frug, warum er
nichts sagen wolle, und nun kamen die Worte: »mag nid weil wisd
radslr" (Mag nicht weil wüst Rattserl). Da diese Antwort in dem
Schlafzimmer gegeben wurde, in welches ich auch nicht eingetreten
war, so befand sich niemand in dem Zimmer, der das vorhergehende
Ereignis kannte, auf welches sich die Äußerung des Hundes
über die wüste Ratte bezog.
Gegenüber den vielen Versuchen, welche klar und unbestreitbar
das eigene Denken des Hundes und die Echtheit seiner Äußerungen
beweisen, können die wenigen und strittigen Versuche des
Dr. Neumann nicht in Betracht kommen. Zudem gibt es jetzt vier
buchstabierende Hunde, welche von ihren verschiedenen Besitzern
mit gleichgutem Erfolg unterrichtet worden sind. Voraussichtlich
wird es möglich sein, im Herbst ds. Js. einen dieser Hunde hier
in Stuttgart zu zeigen, so daß über die Richtigkeit der erstaunlichen
Leistungen kein Zweifel mehr bestehen kann. (Vergl. Juli-
Heft, S. 337, K. Not. b).
i) Ein unzweifelhafter Beweis verhältnismäßig
hoher, schlau berechnender Intelligenz
ausdemTierreich(bei Vögeln) findet sich in der „Tägl.
Unterh. Beilage zur deutschen Tageszeitung" Nr. 57 vom 8. März
1912 unter der Überschrift: „Schwalben, die Sperlinge einmauern«,
wie folgt berichtet: Einen Kampf zwischen Schwalben und Sperlingen,
bei dem es sich um den Besitz eines Nestes handelte, schildert ein
Mitarbeiter der „Natur", der Zeitschrift der Deutschen Naturwissenschaftlichen
Gesellschaft, nach einer sorgfältigen Beobachtung
folgendermaßen: „In einer Ecke unter dem äußeren, vorspringenden
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1916/0455