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450 Psychische Studien. XLIH. Jahrg. 9.-10. Heft. (Sept.-Okt. 1916.)
Gebälke des Daches nisteten Schwalben. Das Nest hatte bloß ein
kleines Einflugsloch. Als im Herbste die Tierchen ihre Wanderung
angetreten hatten, da nahm sofort ein Sperlingspaar Besitz
davon. Im Frühjahr kehrten die Schwalben heim und wollten ihre
alte Behausung wieder aufsuchen. Die Sperlinge jedoch wichen
nicht und behaupteten siegreich den Platz. Die Schwalben verschwanden
. Und siehe da, nach geraumer Zeit kehrten sie mit
einer Unmenge anderer Genossinnen zurück, jeder brachte im
Schnabel ein Kotklümpchen oder Strohhälmchen mit, und nun begann
ein eifriges Bauen. In wenigen Minuten war trotz heftiger
Gegenwehr der Spatzen die Einflugsöffnung verklebt, und die
Usurpatoren dem Erstickungstode preisgegeben. Mein Kollege,
welcher die Tiere befreien wollte, nahm eine Stange und versuchte,
das Nest zu öffnen. Nach großer Anstrengung gelang es ihm, in
das festgefügte Wand werk eine Bresche zu schlagen, so daß die
Sperlinge eiligst entfliehen konnten. Das Schwalbenpärchen machte
sich nun an die Arbeit und baute ein neues Nest dicht an die
Trümmer des zerstörten."
k) Gegen die Barbaren. Die Professoren der Petersburger
Universität gehen in dem Haß gegen die Deutschen so weit,
daß sie den Vorschlag machten, sich mit den Gelehrten und Professoren
der verbündeten Staaten von den Deutschen gänzlich abzusondern
und jede Beziehung zu ihnen abzubrechen. Dieser Vorschlag
hat, so absurd er ist, in England, Frankreich, Italien und
Belgien sowie unter den Serben viele Anhänger gefunden. Die
Gelehrten der erwähnten Staaten wollen einen Verband der Uni-
versitäts- und Akademieprofessoren der Deutschland feindlichen
Staaten gründen! («Birschewija Wjedomosti.»)
I) Spiritistisches aus „Bismarck-Erinnerungen*
veröffentlichte laut„Tägl. Unterhaltungsbeilage zur deutschen Tageszeitung
" (Nr. 4 vom 6. Jan. 1912) die „Rigaische Zeitung" aus alten
Briefschaften einer Livländerin, wie folgt: Varzin, Ende Oktober
1882. Heute machten wir eine prächtige Spazierfahrt, der Fürst
in hohen Stiefeln, kurzer Joppe und dem schwarzen Kalabreser
geleitete uns, zum Spaziergang'gerüstet, auf die Freitreppe. Wir
fuhren durch ein kleines Moor zu den Pudiger Buchen, unterwegs
hatten wir bei herrlichem Mondschein einen schönen Ausblick auf
den Stefkenberg, wo Bismarck der wunderbaren*Waldungen wegen
gern ein neues Herrenhaus hingebaut hätte. Die Natur fesselte uns
so, daß wir erst spät, gerade zum Essen, nach Hause kamen. Nach
Tisch erzählte der Fürst Gespenstergeschichten aus Schönhausen.
Als er während seiner Studentenzeit dort zum Examen arbeitete,
sollte er um 2 Uhr Nachts geweckt werden, wurde aber zwischen
12 und 1 Uhr von selbst wach, weil er Schritte hörte und Türen
schlugen. Er stand auf, fand aber alles verschlossen, und es fiel
ihm auf, daß eine Leiter am Hause lehnte. Um 2 Uhr kam der
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