Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 465
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Iiiig: Lebt die Seele nach dem Tode fort ? 463

den recht eng begrenzten Sinnen wahrnehmen, die ihm zur Verfügung
stehen. Auch diesen Gedanken hat Kant schon ausgesprochen
, indem er die Ansicht aussprach, daß die „Seele** und
das „Ich** leicht einerlei Subjekt, aber doch nicht dieselbe Persönlichkeit
enthalten könnten. Er unterschied daher zwischen dem
„Ding an sich** und der „Erscheinung des Dings** und machte
diesen Unterschied auch in Bezug auf das menschliche Wesen.
Wie richtig es ist, diesen Unterschied zu machen, das zeigt schon
ein flüchtiger Blick auf die menschliche „Erscheinung**. Zur „Erscheinung
*4 kann der Mensch nur durch seine materielle Beschaffenheit
werden. Durch diese aber erfährt er eine allseitige
Begrenzung auf das Räumliche und Zeitliche und auf das ursächlich
Bedingte. Die Anschauungs-, Vorstellungs- und Denkweise
des Menschen als materielle (leibliche) Erscheinung kann
nur in dem von Raum und Zeit begrenzten Rahmen und in der
Beschränkung auf die Kausalität (Verhältnis von Ursache und
Wirkung) erfolgen. Er fragt bei allen Dingen nach ihrer Ursache,
nach ihrem Anfang und Ende im Raum und in der Zeit, weil er
sich ohne diese Voraussetzung gar kein Ding und gar keine Welt,
ja nicht einmal sich selbst denken kann. Aber trotz dieses ihm
eingeborenen Denk- und Vor Stellungszwangs weiß er gewiß, daß
er damit niemals das Bedürfnis seines innersten Wesens ausschöpfen
und niemals zum Ziele gelangen wird. Er spürt in der
Tiefe seines Wesens etwas schlummern, das einer erhöhten und
erweiterten Welt eingegliedert zu sein scheint als der materiellen
und dessen Erkenntnisweis* sich daher nicht auf Raum und Zeit,
ja nicht einmal auf die Kausalität einschränken lassen will. Dieses
in der Tiefe unseres Wesens schlummernde „Etwas**, dieses „Ding
an sich*4, scheint unräumlich und unzeitlich zu sein und mit dem
Urwesen in Verbindung zu stehen. Es folgt dem gewöhnlichen
Verstände ruhig bis an dessen Grenzen. Aber sobald dieser an
seinem Ziele angelangt ist, fragt dieses einer höheren Daseins-
Organisation angehörige Etwas: „Was war nun aber vorher? Und
was wird nachher sein?** Und wenn man ihm sagt: „Im Anfang
war die erste Zelle**, dann fragt es: „Woher kam nun aber wieder
diese? Wohin wird die letzte Zelle kommen und wann wird die
letzte Minute der letzten Zelle gekommen sein? Und dann? Und
dann?" Das „Ding an sich**, das als ein verborgenes Etwas hinter
der Hülle unserer äußern Erscheinung verborgen und durch diese
beengt ist, hat das Bestreben, die Schranken von Raum und Zeit
und Kausalität zu durchbrechen und Fühlung mit dem Grenzen-
losen und Bedingungslosen zu gewinnen, mit dem es — wenn nicht
wesensgleich — so doch wesensverwandt zu sein scheint. Könnten
wir für diese Annahme nur das uns innewohnende dunkle Gefühl
unserer Doppelnatur geltend machen, dann wäre die Beweis- und
Überzeugungskraft einer solchen Begründung nicht gar groß.

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