Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 468
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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466 Psychische Studien. XLIH. Jahrg. 11. Heft (November 1916).

und normale Zustände gibt (die schöpferischen und genialen),
welche die Vermutung nahelegen, daß die Gedanken aus einem
unbekannten Reservoir oder aus Ursachen fließen, die über
unserem Fassungsvermögen liegen. Wir sagen: „Ich denke",
Nietzsche sagte: „Es denkt**. Dr. G. Eichhorn sagt: „Wer
selbst die Stunden schöpferischer Eingebung erlebt hat, weiß, daß
man gewissermaßen einem Drange gehorcht. Das zu Gestaltende
ist schon da, es schwebet schon in unbestimmten
Tönen**. Ähnlich äußerten sich fast alle Großen des
Geistes. Goethe sagte zu Eckermann: „Jede Produktivität
höchster Art, jedes bedeutende Schauen, jede Erfindung, jeder
Gedanke, der Früchte bringt und Folge hat, steht in niemandes
Gewalt und ist über aller irdischen Macht erhaben. Er ist dem
Dämonischen verwandt, dem er sich bewußtlos hingibt,
während er glaubt, er handle aus eigenem Antrieb. In solchen
Fällen ist der Mensch oftmals als ein Werkzeug einer höheren
Weltregierung zu betrachten, als ein würdig befundenes Gefäß
zur Aufnahme eines göttlichen Einflusses**.

Mozart sagte von sich: wenn er für sich und guter Dinge
sei, so strömen ihm die besten Gedanken zu seinen Kompositionen
am reichlichsten zu. Gebe er sich dem hin, so komme eines ums
andere und füge sich nach und nach zu einem Ganzen, o h n e
daß er wisse, wie das nur komme. Da werde ihm
die Seele erhitzt, und größer und immer großer und klarer breite
sich der Gegenstand vor ihm aus, den e r endlich, ganz im
Kopfe fertig für alle Instrumente, mit einem Blicke,
nicht im Einzelnen und eines nach dem
anderen, sondern wie ein schönes Bild im
Ganzen (Ideal) anschaue.

Ähnlich äußert sich Wagner in einem Brief an Frau Eliza
Wille. Friedrich Nietzsche aber drückt sich am allerdeutlichsten
aus in einer Schilderung der Entstehung des „Zarathustra**. Er
schrieb im Herbst 1888 an seine Schwester:

„— Hat jemand, Ende des neunzehnten Jahrhunderts, einen
deutlichen Begriff davon, was Dichter starker Zeitalter Inspiration
nannten? Im anderen Falle will ich's beschreiben. Mit dem geringsten
Rest von Aberglauben in sich würde man in der Tat die
Vorstellung, bloß Verkörperung, bloß Mundstück, bloß Medium
übermächtiger Gewalten zu sein, kaum abzuweisen wissen. Der
Begriff Offenbarung in dem Sinne, daß plötzlich, mit unsäglicher
Sicherheit und Feinheit, Etwas sichtbar, hörbar wird, Etwas, das
einen im Tiefsten erschüttert und umwirft, beschreibt einfach den
Tatbestand. Man hört, — man sucht nicht; man nimmt, — man
fragt nicht, wer da gibt; wie ein Blitz leuchtet ein Gedanke auf,
mit Notwendigkeit, in der Form ohne Zögern, — ich habe nie
eine Wahl gehabt. Alles geschieht im höchsten Grade unfrei-


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