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Grävell: Besessenheit,
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ein durch seine Krankheit zwar verursachtes, aber doch durchaus
reales ätherisches oder astrales Schauen sei, bezweifelte er. Dieses
an sich wohl weniger richtig als Täuschung, sondern vielmehr als
ein tieferes und klareres Schauen zu nennende Sehen wechselte
aber mit wirklichen Halluzinationen und Auditionen, wobei er sich
in einer Folterkammer sah, seine Frau und Kinder in Stücke zersägt
fand und stundenlang die wirresten und beängstigendsten
Reden hörte, wie: „Du hast einen Mord begangen! Der Scharfrichter
kommt! usw.'* In demselben geschlossenen Zirkel machte
mich Herr cand. theol. M. auf seine Erlebnisse auf transzendentalem
Gebiet aufmerksam, der mir u. a. erzählte, daß er die verschiedensten
Gegenstände durchsichtig sah, die um ihn (während
seiner Krankheit) waren. Er sah alles von allen Seiten gleichzeitig
, ebenso innen und außen zugleich, ganz anders als die
Durchsichtigkeit gläserner Gegenstände. Im Interesse des rastlosen
Sammeins von Tatsachen, die sich auf noch nicht genügend
öffentlich bekannte und anerkannte Erscheinungen des Seelenlebens
beziehen, seien auch diese beiden Beispiele der Öffentlichkeit
übergeben.
Besessenheit.
Von Dr. Grävell (Lausanne).
Fortsetzung statt Schluß von Seite 419.)*)
* III.
In Dresden befindet sich in der berühmten Bildergallerie ein
Gemälde, auf dem dargestellt ist, wie sibirische Schamanen dem
Zar Iwan dem Schrecklichen den Tod prophezeien. Sie sind in
Ekstase und machen den Eindruck von Wahnsinnigen. Es ist eine
Besessenheit. Denn sie bringen es Fertig ihre höheren Eigenschaften,
ihr b wüßtes Ich, einzuschläfern, indem sie durch ihre Teufelstänze
ihr Bewußtsein aufheben und ihre inneren Körper höheren,
d. h. richtiger gesagt jenseitigen Kräften öffnen. Sie lesen dann
im Äther die Zukunft.
•) Vergl. Nov.-Dez. 1914, S. 604 ff. — Der sehr geschätzte Herr
Verf. bittet uns, wenigstens einige der vielen von ihm erst nachträglich
bemerkten Druckversehen zu berichtigen, die sich in
seine Arbeit [infolge der mangelhaften Beschaffenheit seiner für ungeschulte
Setzer größtenteils völlig unleserlichen Manuskripte] eingeschlichen
haben. So war im Nov.-Dez.-Heft »9 4 (abgesehen von leidiger
Verwechslung undeutlich nummerierter Bogen) zu lesen: S. 605,
Z. 10 v. u.: Kundalinifeuer; ib. Z. 8 v. u.: Beodung (st. Verordnung);
im Sept.-Okt.-Heft 1916, S. 412, Z 5 v. o.: der (st. den) das; ib.
Z. 24 v. o.: Astralkörper (st. Totalkörper); S. 413, Z. 3 v. u.:
nicht eintreten; S. 414, Z. 20 v. u.: nicht diesmal [das Wegbleiben
von nicht erklärt sich aus einer sonst nicht gebräuchlichen
Abbreviatur des Herrn Verfassers]; S. 415, Z. 2 v. o.: Infektionen
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