Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 481
(PDF, 148 MB)
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Grävell: Besessenheit.

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anderes war als ein Herr, bei dem ich früher einmal gewohnt
hatte und der jedenfalls unterdessen, da er schon alt gewesen war,
gestorben war. Ich nehme an, daß ich mit ihm in Verbindung gekommen
bin, da die Seele im Schlafe ja nach neueren Untersuchungen
den Körper verläßt, und er gtinstig'auf magischem Wege auf
mich eingewirkt hat. Auf solche Weise kann man annehmen, daß
manche Heilungen zustande kommen, die man nur durch ein Wunder
erklären könnte. [Anm. Interessant ist auch die Frage, die ich
hier wenigstens streifen will, ob Tiere und leblose Gegenstände
besessen sein können. Bei Homer wird bekanntlich berichtet, daß
eines der Pferde des Achilleus ihm den Tod geweissagt habe. Es
wird aber ausdrücklich hinzugefügt, daß es von der Göttin Here
die Gabe erhalten habe, also Ueberschattung durch ein jenseitiges
Wesen. Dasselbe wird bekanntich auch von Bileams Esel berichtet
und von Pferden der altnordischen Sage, wo es manchmal heißt,
ein Pferd habe „manetykke" gehabt, d. h. Menschenverstand. Es
wäre zu weitläufig, hier alle Möglichkeiten anzuführen; die Fragen
sind kompliziert und erfordern in jedem Falle eine Spezialuntersuchung
. Auch leblose Gegenstände können von Geiststoff angefüllt
werden und entprechend reagieren. Ich erinnere auch an
das Unglück, daß eine gewisse Mumie Menschen gebracht hat.]

Wenn einem jemand auch nur von seinem Prana, vom Lebensstoffe
, etwas abgibt, wie es die Magnetopathen tun, der trägt
schon dazu bei, daß man von ihm besessen wird. Solche „Verödung
", d. h. Abgabe von Qfi (nach Reichenbaeh) ist ja allgemein,
mag man es wollen oder merken oder nicht. Sympathie und Antipathie
beruht ja wesentlich darauf und Liebe ist eine Art Besessenheit
.

Man sieht aus diesen Erwägungen, wie schwer das so oft
erörterte Problem des freien Willens zu lösen ist. Es wird in
dem Maß schwerer aufzulösen, als man alle Faktoren in die Hand
bekommt. Denn der gewöhnliche Mensch glaubt an die sog.
Willensfreiheit, weil er keine Ahnung von der Kompliziertheit der
Sache hat. Er sieht nicht, wie man in der Abhängigkeit von andern
steht. [Anm. Ich lese soeben in einem protestantischen Traktätchen,
daß ein eifriger Geistlicher mit einem jungen, verkommenen Mann
gebetet habe und dieser mit ihm zu beten pflegte, Gott möge ihn nicht
untergehen lassen. Später traf er ihn noch mehr heruntergekommen
aus dem Gefängnis kommend und fragte ihn, ob er denn damals
nicht ehrlich gewesen wäre, als er betete. „Doch, erwiderte
jener, aber weil mir Gott nicht geholfen hat, glaube ich nicht mehr
an ihn." Der Geistliche führte dies an als Beispiel, wie falsch die
Menschen dächten. Ich aber finde, daß nur er allein und seinesgleichen
falsch denken. Sie haben keine Ahnung von der Schwierigkeit
für manche Menschen, sich zu überwinden, weil sie nicht
wissen, daß man die Schlechtigkeit aus einem früheren Leben

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