Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 482
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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480 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 1!. Heft. (November 1916.)

nimmt. In schwierigen Fällen müßten spezielle Uebungen gemacht
werden und natürlich nur, wenn man die eigentliche Quelle des
Uebels kennt, was meist schwer ist. Für Anfänger empfehle ich meine
„Grunderfordernisse zum Studium der Geisteswissenschaft" (Verlag
von Vollrat in Leipzig.)] Die homerischen Helden wußten es
besser: sie merkten ganz gut, daß ihr Thymos (Astralkörper)
unter dem Einflüsse höherer Gewalten stand, für die sie empirisch
gewisse Namen gebrauchten, wie Zeus, Pallas Athene, Apollo usw.
Wir würden jetzt vielmehr sagen, sie ahnten im Jenseits gewisse
persönliche Mächte, die bestimmte Eigenschaften zu besitzen schienen
und dem entsprechend wirkten, ähnlich wie ja auch z. B. die alten
Inder diese Naturkräfte mit gewissen Namen, wie Agni usw. benannten
oder die Germanen mit Donar (Thor) Wer „des Gottes
voll" ist, der ist besessen und die einzelnen Menschen wählten sich
bestimmte Götter, denen sie sich weihten, weil sie glaubten, daß
sie ihnen näher stünden — ähnlich wie die Katholiken annehmen,
daß bestimmte Heilige ihnen näher stünden, weil sie auf ihren
Namen getauft worden sind.

Man könnte also sagen, daß bei einer solchen Einwirkung ein
Kampf stattfindet zwischen dem schlechten Stoffe in den inneren
Körpern, der überschattet ist von schlechten Kräften im Jenseits,
und den guten Stoffen, die von guten gelenkt werden. Die Seele
d. h. das Ich befindet sich in der Mitte beider feindlicher Heere
und entscheidet sich für das eine oder andere. Die gute Einwirkung
nennen die Theologen „Gnade" und unterscheiden
zwischen verschiedenen Arten derselben, z B. der zuvorkommenden
, wenn sie zuerst im Innern ansetzt, der gratia efficax, wenn
sie so stark wird, daß der Sieg notwendiger Weise erfolgt.

Das Ich ist natürlich nicht immer gleich disponiert, vielmehr
schwankend. Da tut die „zuvorkommende Gnade" viel. Andernfalls
kann eine Ueberrumpelung durch böse Kräfte dem Ich schon
gleich im Anfang alle Widerstandsfähigkeit rauben. Manchmal
tritt das ein, was man eine Verletzung der Neutralität nennen
könnte, nämlich wenn böse Mächte plötzlich sich mit aller Kraft
des Terrains bemächtigen, das ihnen infolge der Sorglosigkct des
Ichs offen steht. Das tritt namentlich dann ein, wenn man z. B.
getrunken hat oder geschlechtlich aufgeregt ist. Je größer aber
die Gnade ist, desto leichter die Entscheidung.

Deshalb ist es auch begreiflich, daß Schopenhauer so
krasse Ansichten über die Unveränderlichkeit des Charakters und
die Willensfreiheit hat.

Das Problem der Willensfreiheit läßt sich nie restlos lösen.
Aber die soeben gegebenen Andeutungen werden die Lösung erleichtern
. Nur ein Hellseher, der deutlich wahrnimmt, wie fremde
Wesenheiten eindringen, könnte einigermaßen angeben, was eigentlich
vorgeht: aber aueh er könnte das Geheimnis nicht völlig


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