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482 Psychische Studien, XLIIL Jahrg. 11. Heft. (November 1916.)
stets so wenig zu essen gab. Der Geist sollte gestärkt und vom
Körper unabhängig gemacht werden.
Wie viele angehende „Verbrecher" mag es in der höheren Gesellschaft
geben, die, wenn sie wieder auf die Welt kommen,
rettungslos dem Bösen verfallen! Mir erzählte kürzlich ein russischer
Reserveoffizier, der in seinem Ein jährigen jähre 25000 Mark verbrauchte
(noch dazu in der Provinz!), von dem Leben in den
russischen Garnisonen, vom Baden in Champagner usw. Alle diese
liebenswürdigen Offiziere würden es gewiß weit von sich weisen,
wenn man ihnen sagen würde, sie hätten eine Verbrecherlaufbahn
begonnen. Aber wenn einer in einer Verbrecherfamilie geboren
worden ist und in einer Kaschemme den ersten schweren Diebstahl
ausheckt, erinnert er sich schwerlich, daß er in einem früheren
Leben einmal einen goldverschnürten Husarendolman getragen hatte
Hat einer sich einen solchen Spezialdämon großgezogen, ist
es schwer, sich von ihm zu befreien. Er müßte spezielle geistige
Uebungen machen. Unser ganzes pädagogisches Leben ist aber
noch zu oberflächlich, befangen in sog. liberalen Anschauungen,
sodaß heute ein solcher leidender Mensch schwer Heilung findet
und meistens im Irrenhause endet. Ohne Schuld kommt dort keiner
hin, aber das Gute ist wenigstens bei dem Systeme, daß man die
Unglücklichen wenigstens nicht hart behandelt. Man sollte aber
anfangen, mehr mit geistigen Mitteln zu arbeiten, wie es schon
Dr. Franz Hartmann empfahl. Das ist aber nur möglich, wenn
man anfängt einzusehen, daß das ganze Universum eine Einheit ist,
daß man nicht bloß unsere physische Welt betrachten darf, sondern
daß man auch dem sog. Jenseits Beachtung schenken muß.
Ohne die Annahme des Hereinragens einer Geisterwelt kann
man nichts erklären. Deshalb ist auch das Studium des Jenseits
nicht ohne Nutzen. Man kann sich gegen einen Feind doch nur
dann wirksam verteidigen, wenn man seine Art kennt. Die Zeit
dürfte bald kommen, wo man genau so Nachforschungen machen
wird im Jenseits, wie man jetzt Entdeckungen zu machen sucht in
noch unbekannten Ländern oder auf der Meerestiefe. (Fort», folgt.)
IL Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Das Jenseits und die christliche Hoffnung.
Von Kofirad Falkeisen, evang. Pfarrer.
(Fortsetzung von Seite 427.)
Vorerst scheinen freilich die Aussichten sehr gering, daß sich
die Willigen und Tapferen finden werden, die es unternehmen
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