Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 491
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Theen: Der seelische Zustand des Kriegers m der Schlacht. 489

d i e n e n , und darum wurde dem jüdischen Volke für die üppig
wuchernde heidnische Mantik ein vollauf genügender Ersatz ge-
boten, den es aber leider nicht in gehöriger Weise benützte. —
Wir sind heute derartigen Dingen so sehr entwöhnt, daß wir sie
beim Lesen der biblischen Berichte kaum mehr beachten, oder
wir halten sie für notwendige abergläubische Beigaben der damaligen
Zeit. Und so konnte es kommen, daß man nur das Verbot
der Zauberei und Totenbeschwörung im Gedächtnis behielt
und es ganz übersah, welche reiche Blüte der guten Mantik in
Israel vorhanden war. (Schluß folgt.)

Der seelische Zustand des Kriegers

in der Schlacht.

Eine psychologische Studie von Hermann Theen.

Das Thema behandelt eine außerordentlich interessante, zeitgemäße
, aber auch zugleich schwierige Frage, die man zur Hauptsache
nur auf Grund von Selbstbeobachtung beleuchten kann.
Da aber in den Augenblick en einer Schlacht, die doch sicher zu
den größten und bewegtesten des Lebens gehören, alles das aus-
schaltet, was eine ruhige Selbstbeobachtung des Menschen möglich
macht, so ist die Erörterung dieser Frage sehr schwierig, ja teilweise
unmöglich gemacht. Sie hat sich also auf Erinnerungen zu
berufen. Je mehr sich der Schatz der Erinnerungen nun sammelt,
d. h. je öfter man diese bewegten Augenblicke eines Gefechts oder
Sturmangriffes durchgemacht hat, desto klarer und wahrheitsgetreuer
werden die Erinnerungen, und desto leichter ist eine Zusammenstellung
der wichtigsten seelischen Momente. Da ich bisher
an reichlich drei Dutzend mehr oder minder größeren
Schlachten und Angriffen sowohl auf dem westlichen als auch
auf dem östlichen Kriegsschauplatze beteiligt gewesen bin, so habe
ich in dieser Hinsicht einige Erfahrungen sammeln können.

Es handelt sich bei dieser Frage nun zunächst um die seelische
Stimmung vor der Schlacht. Ja, dieses Vorgefühl des
kommenden schweren Ereignisses ist seltsam, so seltsam, daß man
es erlebt haben muß, um es zu verstehen.

Am Abend ist durch Parolebefehl ein Sturmangriff für die
Morgenstunden des nächsten Tages festgesetzt. Das erste ist, daß
man sich erst mit der bestehenden Tatsache abfindet. Man will
und kann es noch immer nicht glauben. Das ist der erste Gedanke
, der mit elementarer Wucht die Seele durchzuckt. Es kann
ja gar nicht möglich sein. Es ist das ein allzu naheliegender Gedanke
, der sich jedem Menschen beim Eintreten eines großen Ereignisses
, sei es eine große Freude, sei es ein schwerer Schicksalsschlag
, aufdrängt. Der Mensch muß sich eben erst mit seiner
ganzen Seele der bestehenden Tatsache fügen.


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