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Kniepf: Kitchener-Mysterien. 495
sie heute sind, das waren sie schon zur Zeit des Dreißigjährigen
Krieges, und sie werden Barbaren bleiben, wenn man ihnen erlaubt
, den Frieden wieder als Vorbereitung für einen andern vorbedachten
Angriff (!) auszunützen. Daher muß man lernen, mitleidlos
zu sein, damit man nicht wieder Bedarf nach Mitleid habe.
Und heute sei Vorsicht mehr denn je notwendig, weil die Deutschen
versuchen, einen beschleunigten Frieden zustandezubringen. „Wir
können nur eine Form der Friedensbedingungen annehmen, die der
Sieger dem Besiegten auferlegt." — Das ist die Gesinnung Englands
gegen Deutschland. Wer aber so gehässig lügt und hetzt wie
M., sollte in einem unparteiischen Organe überhaupt nicht mehr
zum Wort gelangen. — Den Schlußsatz obigen englischen Berichts
mußten wir übrigens wegen Unleserlichkeit im Manuskript, bezw
wegen Sinnlosigkeit der Übersetzung weglassen. — Red.]
III. Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Kitchener-Mysterien.
Von A. Kniepf, Hamburg.
Im August-Heft Seite 394 war hier mitgeteilt, daß Kitchener
seinen Tod auf dem Meere geahnt und sich in diesem Sinne beim
Einschlagen einer Granate,in seiner Nähe zu einem französischen
Marineoffizier in Dünkirchen geäußert habe. Aber nach einer
anderen Zeitungsmeldung hat ihm diesen Tod auf See die Pariser
Chiromantin Madame de Thebes bei einem ihrer Besuche am englischen
Hofe wenige Monate vor dem Tode des Königs Eduard VIL
vorhergesagt. Er soll ja angeblich im Juni mit der „Hampshire**
kurz nach der Ausfahrt von Schpttland nach Petersburg durch
einen Sturm, nur einige Tage nach der für die Engländer so übel
abgelaufenen Seeschlacht am Skagerrak vom 31. Mai, verunglückt
sein. Dies wurde jedoch alsbald von einem englischen Marine-
Ingenieur bestritten, der behauptete, daß er bei dieser Seeschlacht
selbst umgekommen sei, was man übrigens auch in London allgemein
glaubte. Daß er gleich nach dieser fatalen Seeschlacht in
einer großen politischen Aktion nach Petersburg abgereist sei,
klingt auch ebenso unwahrscheinlich, wie der totale Untergang
der „Hampshire** dicht bei der Küste in einem Sturm, bei dem
da* Schiff völlig zerschellte! Hiergegen spricht ganz entschieden
der Umstand, daß die britische Regierung, indem sie einen sehr
hohen Preis auf die Auffindung seiner Leiche aussetzte, eine Anschwemmung
derselben an der Küste jütlands oder Norwegens
vermutete. Trotzdem will sie ihm nun ein Riesendenkmal er-
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