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500 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1916)
Prospekt: „Das Verbrechen, das ich begangen habe, besteht
darin, daß ich die Unsterblichkeit nicht predige, sondern beweise.
Das veranlagte kleine gesonderte Kreise, die Beschlagnahme zu beantragen
und in anonymen Zeitungsartikeln (in der „Köln. Volkszeitung
", in den „Itzehoer Nachrichten" usw.) mit Verleumdungen
schwerster Art gegen mein Buch zu wüten. Ich fordere diese
Kreise zum Beweise ihrer Anschuldigungen heraus. Noch mehr:
ich zahle 100000 M. demjenigen, der hinsichtlich der großen
Zahl von Tatsachen beweist, daß ich eine Unwahrheit begangen
habe." Auch der Verleger des Buchs kann der Zensurbehörde
für ihre nicht gehörig überlegte Maßregelung nur dankbar sein.
c) Bestätigte Prophezeiungen der Frau
v.Ferriem. Die bekannte Berliner Seherin hat im Jahr 1899
ein Gedicht niedergeschrieben, in dem die Verwicklung Deutschlands
in einen großen Krieg und sein endlicher ruhmvoller Sieg
angekündigt wurde. Im Jahr 1899 und 1900 wurden durch ihren
Berater Herrn F. Godefroy (Stenograph Gottfr. Kerkau in
Berlin) die Gedichte der Frau v. Ferriem zwecks einer wissenschaftlichen
Prüfung zusammengestellt, und die „Leipz. N. Nachr."
geben nun aus dieser Untersuchung einige Angaben wieder. So
hat die Ferriem im Mai 1899 den großen Schiffsbrand im Hafen
von Newyork, der am 30. Juni 1900 eintrat, und einen späteren
Brand in Berlin, wohl den der Garnisonkirche, in folgenden
Worten vorausgesagt: „Ein bedeutender Brand wird bald Newyork
heimsuchen; dieser zukünftige Brand betrifft eine Katastrophe auf
dem Wasser. Ich sehe ein brennendes Schiff im Hafen von Newyork
und höre einen furchtbaren Knall. Soviel ich sehe, ist es
kein amerikanisches Schiff. Die Stadt ist Newyork; ich irre mich
nicht, weil ich sie genau von meiner Amerikareise her kenne.*'
Ihrer Visionsschilderung fügte die Seherin noch die Mitteilung
hinzu, daß sie für Berlin ebenfalls eine sehr große Feuersbrunst
voraussehe, und zwar soll letztere im Zentrum der deutschen
Reichshauptstadt ausbrechen. — Aus dem März 1899 stammt eine
zweite merkwürdige Prophezeiung, die das lenkbare Luftschiff betrifft
. Dieselbe lautet: „Das große, vollkommen lenkbare Luftschiff
der Zukunft, mit elektrischer Bewegung und Beleuchtung,
wird bald erfunden werden. Kapitäne werden Patente auf das
Fahren mit diesem adlergleich dahinfliegenden oder segelnden Luftschiff
erhalten, und man wird mit dem letzteren es dazu bringen,
in zweimal 24 Stunden den Atlantischen Ozean zu überfliegen.
Dasselbe wird so eingerichtet sein, daß, wenn in der Luft Unglück
bei der Fahrt über das Meer passiert, man sich noch aufs Wasser
retten kann. Die Erfindung wird vor 1950 gemacht und vervollkommnet
sein; viele werden allerdings noch wegen Grübeleien
darüber ins Irrenhaus* müssen. Ich habe den Erfinder gesehen, wie
er die erste Konstruktion vorführte; derselbe beherrschte mehrere
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