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Literaturbericht.
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von Religionsfanatikern, die im Zustand höchster Extase oft unglaubliche
Dinge vollbringen, ferne und kommende Ereignisse
sehen und voraussagen. Ältere und neuere Schriftsteller erzählen
uns derartige wunderbare Einwirkungen des Willens einer Person
auf eine andere. In den „Lotosblüten* (Jahrgang 1914/15, Verlag
von Caspar & Co. Leipzig) werden die großen Erfolge und
Erfahrungen des Neupsychologen Metapher (Mittelbach) speziell
auf telepathisch-therapeutischem Gebiete erwähnt. Sogar vor einer
Prüfung stehende Schüler bedienten sich schon seiner telepathischen
Behandlung und erzielten bei ihrem Examen auffallend gute Erfolge
. Durch fortgesetzte Willenskonzentration hat er es verstanden
, sein eigenes Schicksal wie dasjenige seiner Mitmenschen
zu beherrschen, wodurch auch das Vertrauen zu seiner Macht
ständig wuchs und die Erfolge seiner Willenstätigkeit immer überraschender
wurden. (Adresse: Egon Mittelbach - Metapher,
Dresden-A. 3, Reitbahnstr. 2 II.; vgl. voriges Heft S. 452, Kurze
Notiz p); Der indische Fakir im Yogaschlafe.)
Literaturbericht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Buchhandlung
▼od Oswald Matze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprecbung.
Krieg und Seele. Drei Kapitel von Hermann Platz-Düsseldorf.
Herausgegeben vom Sekretariat sozialer Studentenarbeit. 8°. 62
Seiten. M. Gladbach, 1916, Volksvereinsverlag G. m.b.H. Preis
farbig broschiert 120 Mk.
Ein seltsames Buch, ein kerndeutsches Buch, wie es nur ein
Deutscher schreiben kann, und doch in seiner ans Mystische
streifenden Gedankentiefe, in seiner poetischen Lebensauffassung
an Maeterlinck, in seiner farbensprühenden Ausmalung an Pierre
Loti erinnernd, alles das mehr, als die Verwandtschaft mit irgend
einem deutschen Schriftsteller verratend. Das erste Kapitel behandelt
die Kulturnöte der Seele vor dem Kriege, die in dem U m-
sichgreifen einer Verweltlichung, einer Versachlichung und des
Imperialismus ihren Ausdruck gefunden haben. Das einzige, was
die heutige Menschheit, die moderne Civilisation zu retten imstande
ist, ist das Bewußtsein, dal] sie sich in Sünde verstrickt hat und
reuige Einkehr in sich selber hält. Das zweite, sehr feine Kapitel,
in welchem allgemeine Betrachtungen mit der Zeichnung charakteristischer
Episoden abwechseln, zerfällt in die Unterabteilungen :
Meister Tod, Volksgemeinschaft auf Stube 68, Schützengrabennächte,
im Granatfeuer auf polnischer Heide, Freund Gustav, Hexensabbat,
Daheimgebliebene und Draußenstehende. Hier erweist sich der Verf.
als ein geradezu klassischer Schilderer eigener Kriegserlebnisse und
Erfahrungen, die er aus der Ebene persönlichen Erlebens auf einen
allgemein gültigen Standpunkt hebt. Ein näheres Eingehen auf
das Einzelne ist nicht angängig, denn wir haben ein Kunstwerk vor
uns, bei dem Gedankliches und Ausdrucksform nicht zu trennen
sind, ohne das Ganze zu zerreißen. Das Buch muß so wie es ist
gewürdigt und genossen werden. Das dritte Kapitel behandelt die
Hoffnung der Seele nach dem Kriege in den Unterabteilungen: „ Liturgie
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