Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 529
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1916/0533
Rath: Die Seelenbetätigung der Pflanzen

527

Die Seelenbetätigung: der Pflanzen.

* Von Alwin Rath.*)

Wenn wir heute auch in der Wisseaschaft dem Ahnen der
Dichter folgen, die schon zu allen Zeiten von dem leise wirkenden
Geheimnis der Pflanzenseele berührt wurden und in uns Ungläubigen
das Empfinden und Verständnis für dies Rätsel, das
doch im Grunde vor aller Augen und Sinnen voll lebendiger Regung
klar und offen dalag, zu erwecken suchten —, wenn wir endlich
mit nüchterner Verstandskritik diese Beseelung der Pflanze nachweisen
, dürfen wir natürlich nicht an die so einfach konstruierte
und in einem so überaus einfachen Innenleben sich regende und
emporwachsende Pflanze die Ansprüche stellen, wie man sie den
höchs* komplizierten Lebewesen, Tier und Mensch gegenüber hegt.
Von einer Beseelung dei Pflanze, die in einem Gehirnzentrum ihren
Sitz hätte, kann man vorläufig nicht reden —, wengleich die
wunderbare Betätigung der Drosera, die beim Fang eines Insekts
mit all ihren Fangapparaten nach und nach in Bewegung und Erregung
gerät, fast auf ein Analogon unseres Gehirns bei dieser
Pflanze schließen lassen könnte. Können wir nicht — um die
neuerdings hier verwandten Ausdrücke beizubehalten — von einer
Gehirnseele sprechen, so doch von einer Körperseele. Jede Zelle
des Pflanzenbaues ist wie auch beim Menschen und Tier ein schon
für sich beseeltes kleines Einzelwesen, das auf seine Bedürfnisgefühle
hin, seiner bescheidenen Urteilskraft und seinen beschränkten
Kräften gemäß,* mechanische Mittel zur Befriedigung
seiner Bedürfnisse hervorbringt —, das jedoch außer diesem abgeschlossenen
Einsiedlerdasein auch noch gemeinsame Interessen
mit den ihm angegliederten und körperlich verbundenen Mitzellen
besitzt. Diese Gesamtbeteiügung aller Zellen wird für uns er-
sichtlich durch Gemeinhandlungen, die sich bei der Betätigung
der Körperseele bald in Anpassungen, bald in Reflexen, Automatismen
, Instinkten usw. kundgibt. Über ein wie starkes ursprüngliches
Empfindungsleben aber die einzelne Zelle, als die Basis der ,
ganzen Körperseele, tatsächlich verfügt, dafür sind uns jene
mannigfaltigen, in tausend Varietäten vorkommenden winzigsten
Lebewesen geradezu klassische Zeugen, die als Algen trotz der
seltsam hohen Verfeinerung ihres inneren Baues doch nicht über
die primitive Lebensstufe einer Zelle hinausgekommen sind. Bei,
ihrer Tierähnlichkeit hat man sie wohl auch mit Namen, die irreführen
könnten, belegt. So z. B. hat man eine Art dieser zarten

*) Wir entlehnen nachträglich diese gedankenvolle botanische
Studie, die für die Pflanzenkunde ganz neue „psychologische" Gesichtspunkte
eröffnet, mit gütiger Erlaubnis des Herrn Verlegers
der „Tägl Unterhaltungsbeilage zur Deutschen Tageszeitung" Nr. 76
vom 30. März 1912. — ßed.

8 *


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1916/0533