Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 537
(PDF, 148 MB)
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Deinhard: Negerphilosophie

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gebildete gedankenlose Menschenkinder, über die natürlich die
den Saal der „Urania4* füllenden Wiener sich hocherhaben dünken
mußten. Deshalb der schallende Beifall.

Es konnte nicht ausbleiben» daß Prof. Dessoir dabei öfter
auch auf Dr. R u d. Steiner zu sprechen kam, über den er
ganz merkwürdige Dinge vorgebracht zu haben scheint. Aus
dem, was die „Neue freie Presse** darüber berichtet, erkennt jeder,
der mit Steiners zahlreichen Werken vertraut ist, daß Prof. Dessoir
sich nicht einmal die Mühe genommen zu haben scheint, wenigstens
die Steiner'sehen Hauptschriften zuvor kennen zu lernen, ehe er
den Standpunkt, auf dem Steiner steht, öffentlich brandmarkte.
Hätte Prof. Dessoir, was ihm als Philosophen doch nahe gelegen
hätte — Steiners philosophisches Hauptwerk: „Die Rätsel der
Philosophie** mit dem höchst bedeutsamen, den Entwurf einer die
Philosophie ergänzenden Anthroposophie enthaltenden Schlußkapitel
kennen gelernt, dann hätte er am Schluß seines Vortrags
vielleicht doch den Ausdruck Negerphilosophie nicht gebraucht,
der übrigens kaum weniger zutreffend ist, als die bekannten Aus-
drücke,*) die unsere heutigen Feinde gegen uns gebrauchen.

Zu gründlichen Studien über das Thema: theosophische
Weltbetrachtung nimmt sich aber ein Gelehrter, wie Prof. Dessoir,
dessen Hauptfach übrigens Ästhetik und Kunstwissenschaft bilden,
nicht die Zeit. Unbekümmert darauf losredend begnügte er sich
damit, ein paar Erinnerungen aus der Zeit seiner Mitarbeiterschaft
an der nach 10^2jährigem Bestehen i. J. 1896 wieder eingegangenen
Monats-Schrift „Sphinx** aufzuwärmen. Daß Steiner
den Staub der alten theosophischen Bewegung längst von seinen
Füßen abgeschüttelt, daß er längst eine Bewegung ins Leben gerufen
hat, die von ganz anderem Geist erfüllt ist, als jene war, die
nicht altindische Lehren, sondern moderne Geisteswissenschaft oder
Anthroposophie zu begründen und zu verbreiten strebt, dies alles
scheint Prof. Dessoir gänzlich unbekannt zu sein, sonst hätte er
es doch erwähnen müssen. Auf solche Einzelheiten kann sich aber
ein so vielseitig in Anspruch genommener Gelehrter nicht einlassen
. Prof. Dessoir war es offenbar nur um den Nachweis zu
tun, daß man die theosophische Weltanschauung schon darum
zurückweisen müsse, weil sie eine Lehre aufstellt, die die heutige
Wissenschaft unmöglich anerkennen kann, nämlich die Lehre von
den wiederholten Erdenleben nach dem Gesetz des sog. Karma.
Wenn er die theosophische Weltanschauung zurückweist, so ist
das seine Sache. Aber eine „Negerphilosophie** ist sie deshalb
doch nicht.

*) Gemeine Schimpfwörter wie' „boches" (= Saukerle) und
„barbares" gelten bei innerlich gebildeten Menschen auch dem
Gegner gegenüber sicherlich als unzulässig. — Ked.


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