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£42 Psychische Studien. XL1II. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1916.)
des Beginns und Aufhörens genannter Beschwerden, über deren
Intensität und Ortswechsel am Körper u. dgl. Hat man Gelegenheit
, viele solche Personen gleichzeitig zu beobachten und zu befragen
, so wird man erfahren, daß besonders hinsichtlich des
plötzlichen Auftretens und Verschwindens der Schmerzen usw.
insofern eine gewisse Gesetzmäßigkeit besteht, als bei der einen
Gruppe solcher Personen eine Verschlimmerung in einer Zeit auftritt
, in welcher bei der zweiten Gruppe eine Erleichterung verspürt
wird und umgekehrt. Daraus muß geschlossen werden, daß
auch die Einwirkungen zweifacher Art sind. Dies ist besonders
erkennbar einerseits für die Zeit, wenn die Bildung von Gewitterwolken
erfolgt bis zum Beginn der Blitzentladungen bzw. des
Fallens der ersten Regentropfen, anderseits während des Gewitters
selbst. Es sei nur erinnert an die sogenannte Gewitterangst bei
Menschen und Tieren.
Man hat bisher vergebens versucht, aus den bekannten
atmosphärischen Vorgängen eine Erklärung herauszufinden. Temperatur
, Luftdruck, absolute und relative Feuchtigkeit, Windstärke
und Windrichtung, Sonnenscheindauer usw. wurden berücksichtigt,
jedoch konnte man einen sicheren, jedesmal zutreffenden Zusammenhang
nicht feststellen. Es muß demnach noch etwas Unbekanntes
vorhanden sein, welches die genannten Symptome
hervorruft. — Man weiß aus der Therapie bei obigen Erkrankungsformen
, daß elektrische, in bestimmter Richtung verlaufende
Ströme, gewisse Lichtstrahlen, oder racüumhaltige Quellen
und aus radioaktiven Substanzen hergestellte Präparate unterschiedlich
dem einen Kranken Besserung und Heilung bringen, bei
dem andern aber ohne jede Wirkung bleiben oder den Zustand
sogar vorübergehend ungünstig beeinflussen. Auf Grund dieser
Erfahrungen und der Lehre der Physiologie, wonach für das
Nervensystem der elektrische Reiz am wirksamsten sich erweist,
ist der Schluß berechtigt, daß die oben genannten atmosphärischen
Einflüsse ebenfalls mit Wellen des elektromagnetischen Spektrums
zusammenhängen, je nach deren Art und Intensität die einzelnen
Individuen unterschiedlich reagieren.
Nun fragt es sich, ob in der Atmosphäre und in den oberflächlichen
Erdschichten derartige Vorgänge tatsächlich sich nachweisen
lassen. Wenn man sich die Mühe*nimmt, auf hier einschlägigen
Gebieten der meteorologischen und physikalischen
Forschungen Umschau zu halten, so wird man den erwünschten
Aufschluß unschwjer bekommen können. Beachtenswert sind vor
allem die luftelektrischen Untersuchungen von F. Exner, Elster
und Geitel, Wilson, Mache und SchweicUer und insbesondere von
A. Gockel. Letzterer hat die Methoden und Resultate der
Forschungen in dem Werke „Die Luftelektrizität", Leipzig 1908,
Verlag von S. Hirzcl, niedergelegt. Das Studium dieser Literatur
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