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546 Psychische Studien. XLII1. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1916.)
Flug der Insekten und Schwalben vor und nach einem Gewitter).
Es scheint, daß in derjenigen Entfernung von der Erdoberfläche,
in welcher der Fernflug erfolgt, gewisse Einflüsse, wie sie in der
Nähe vom Boden vorhanden sind, fortfallen, die Tiere vielmehr wie
unter Magnetwirkung ohne Zutun ihres Bewußtseins von Norden
nach Süden oder von Westen nach Osten mit großer Schnelligkeit
dahinfliegen müssen. Erst gewisse veränderte Zustände in den
oberen Luftschichten zwingen sie tiefer herabzukommen und sich
wieder auf der Erdoberfläche niederzulassen. Die Gegenden, welche
sie sich zum Winteraufenthalt aussuchen, müssen folgerichtig starke
Ionisation und geringe Schwankungen des Potentialgefälles auf-
weisen.
Über den Flug der Brieftauben teilen Fachleute mit, daß derselbe
stark bezüglich seiner Zuverlässigkeit beeinträchtigt wird,
wenn „magnetische Stürme", also besondere Störungen innerhalb
der Atmosphäre herrschen. Es läßt sich vermuten, daß ähnliche
Vorfälle auch die Zugvögel veranlassen, den bereits begonnen Flug
zu unterbrechen, worüber zuweilen berichtet wird. Wie die Zugvögel
scheinbar ein großes Bedürfnis nach negativen Ionen in
ihrer Umgebung haben, so kann dies bei Tieren, welche einen
Winterschlaf in Erdhöhlen oder unter der Erde halten, für posith e
Ionen der Fall sein.
Bekannt ist auch die Angst und das Heulen der Hunde sowie
das Auftreten von Schlaflosigkeit und psychischen Störungen bei
einzelnen Personen in nördlich gelegenen Gegenden, wenn das
Polarlicht besonders stark und strahlenförmig ist. Diese Licht-
erscheinungen werden jetzt als Kathodenstrahlen erklärt, die durch
elektrische Ströme innerhalb der Atmosphäre erzeugt werden.
Kathodenstrahlen entstehen bekanntlich bei Bestrahlung negativ
geladener Körper (z. B. auch bei Cirruswolken) durch Einwirkung
des ultravioletten Lichtes. Beim Auftreten des Polarlichtes wurde
von einzelnen Forschern eine starke Verminderung des positiven
Potentialgefälles festgestellt.
Schon einige Zeit vor Eintritt eines Erdbebens verlassen Tiere,
welche in der Erde leben, wie Maulwürfe, Feldmäuse, Reptilien,
sowie Ameisen, ihre Schlupfwinkel, manche Fische schwimmen
gegen das Ufer und Alligatoren suchen festen Boden auf. Etwas
später, aber auch noch ehe unterirdische Geräusche, ein absonderlicher
Geruch oder sonstige Wahrnehmungen auf den Eintritt eines
Erdbebens schließen lassen, bemächtigt sich auch der Pferde,
Rinder, Schweine, Schafe, Hunde, Katzen usw., sowie der Pferde,
eine auffallende Unruhe und Angst. Wäre hierfür vielleicht nicht
auch eine Verstärkung des Erdstromes und hierdurch hervorgerufene
Aussendung von ß~ und y -Strahlen, bzw. abnorme Anhäufung
von negativen Ionen über dem Erdboden verantwortlich
zu machen?
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