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Böhm: Rätsel der Natur.
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Da vor Witterungswechsel auch in der Nähe von stehenden
Gewässern, Sümpfen, Jauchegruben usw., in welchen organische
Stoffe der Zersetzung unterliegen, ein stärkerer unangenehmer
Geruch sich bemerkbar macht, wäre daran zu denken, ob nicht
mittelbar durch die erwähnten atmosphärischen und tellurischen
Vorgänge, unmittelbar durch die hierdurch bedungene kurz auftretende
Strahlung und Emanation der radioaktiven Substanzen
eine Vermehrung bzw. erhöhte Wirksamkeit der vorhandenen
Bakterien entsteht. Ob nicht Ähnliches bei dem an Tagen mit
Gewitterbildung besonders häufig auftretenden Sauerwerden der
Milch eine Rolle spielt und auf solche Weise die plötzliche Virulenz
und Pathogenität bestimmter bereits vorhandener Bakterien
und ultramikroskopischer Stoffe verständlich werden kann, bleibt
ebenfalls noch zu erforschen. Vielleicht erklärt sich auch das,
wie z. B. im heurigen Jahre aufgetretene, starke und frühzeitige
Keimen der Samen und Körner, das baldige Gelbwerden der
Blätter und die auch im „Fränk. Kurier44 anfangs Juni mitgeteilte
auffallende Erscheinung, daß in Nürnberg strichweise die Akazienblüte
der Fülle des Reichtums entbehrte und auch der weiße
Flieder einen schlechten Blütenansatz zeigte.
Die Radiumlehre, welche ebenfalls zur Klärung der aufgeworfenen
Fragen mit herangezogen werden muß, besagt, „daß
schwache und kurz dauernde Einwirkung .besonders seitens der
durchdringenden ß~ und y-Strahlen, sowie geringe Emanationsmengen
einen beschleunigenden Einfluß auf Wachstum und Entwicklung
haben, daß andererseits aber, wie aus allen an Bakterien,
Pilzen und Samenkörnern usw. ausgeführten Versuchen hervorgeht
, die Becquerelstrahlen in gewissen starken Dosen das Wachstum
und die Entwicklung aufhalten, ja sogar den Tod der Gewebe
hervorrufen, wobei am kräftigsten die a-Strahlen wirken.44
Die Aetiologie der nach Umfluß einer bestimmten Anzahl von
Jahren immer wieder auftretenden Krankheiten, wie z. B. der
Maul- und Klauenseuche, wäre nach dieser Richtung hin einmal
zu prüfen. Periodisch auftretende Ereignisse auf der Sonne oder
anderen Himmelskörpern oder deren Stellung zur Erde, Einfluß auf
die meteorologischen Vorgänge, Einwirkung auf den Vertikal- und
von diesem auf den Erdstrom hierdurch, in bestimmtem Grade eintretende
Strahlung oder Emanation der örtlich verschieden starken
radioaktiven Erdschichten, hierdurch hervorgerufene Virulenz der
vorhandenen, sonst unschädlichen Keime könnten hier in Frage
kommen! Liegt vielleicht in der in früherer Zeit geübten Astrologie
doch bis zu einem gewissen Grade ein wahrer Kern?
Sehr interessant sind auch, nebenbei bemerkt, die Versuche
über die Frage, wie der galvanische Strom auf freilebende einzellige
Organismen einwirkt. Man hat gefunden, daß z. B.
Amoeben mit dem Kopfende sich gegen die Kathode einstellen und
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