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556 Psychische Studien. XLII1. Jahrg. 12. Heft (Dezember 1916)
„Die Seele des Tieres« (Verlag von W. Junk, Berlin W. 15, 1916,
115 Seiten, br. 1,50 M.) berichtet Prof. Ziegler über die Briefe des
Hundes Rolf, die einen tiefen Einblick in die Tierseele gestatten.
Sie sind die durch Pfotenschläge geklopften Antworten auf Briefe
an ihn, die er selbst durchlas. Echt kindlich in ihrem Stil und in
urwüchsiger „Rechtschreibung" eigenster Prägung geschrieben,
sind sie ein Zeugnis dafür, wie sehr den Hund das Klopfen von
Buchstaben ermüdet, So rät er einem andern Hunde, nichts zu
lernen: fon Irnn mr wird grank mid gobf libr du soln nid lrnn imr
sagn 4 mid dan mudr sagn 3 nid war nagr du sagn w baug un
bugl legn. (Vom Lernen man wird krank, (bekommt) müden Kopf;
lieber Du solln nicht lernen. Immer sagen 4 (d„ h.) müd! Dann
Mutter sagt: Nein, (3) nicht wahr! Nachher Du sagen: Weh (im)
Bauch und (man solle Dich am) Buckel lecken!) Gleichwohl rät
er einem anderen Hunde, er solle immer gut zuhören, was gesprochen
würde und die Mutter fragen, was er nicht verstünde. —
Als Rolf keine Sprößlinge hat, klagt er darüber, und diktiert: „Lol
hat Zorn von nicht immer Hb haben er (ihn) Hundel immer brilln
(brüllen) IIa simpfen, wenn Lol ged zu gorb. Kuss von dei Lol.u
Für die Wahrheit des Berichteten verbürgen sich viele einwandfreie
Zeugen. [Vgl. S. 337 u. S. 448.] Do.
e) Der Schicksals stein der englischen
Könige. Nach einer Londoner Mitteilung der „D. Tageszeit.'*
(18. Jahrg., Nr. 116) besitzt von den Insignien der englischen
Königswürde keins mehr historisches Interesse wie St. Eduards
Stuhl, auf dem nach altem feierlichem Brauch der König thront,
wenn ihm die Krone aufs Haupt gesetzt wird. An Gestalt gleicht
.er den hochlehnigen Stühlen, die um die Mitte des 18. Jahrhunderts
in England in Mode kamen. Der Boden des Stuhls trägt
den berühmten Schicksalsstein, den Eduard I. aus Schottland zum
Andenken an die Eroberung dieses Landes mitbrachte. Dieser
Stein war ursprünglich der Thron der Könige von Irland; man
nannte ihn Liafail oder den Schicksalsstein und legte ihm eine so
große Bedeutung bei, daß die grüne Insel ihm zu Ehren den
Namen Innisfail, d. Ii. Schicksalsinsel, erhielt. Nach den
mönchischen Legenden war dies derselbe Stein, der Jakob, als er zu
Bethel die Engelsleiter sah, zum Kopfkissen diente; die Sage will,
er sei von Gathol, König der Scuthen oder Scoten, nach Brigantia,
einer Stadt in „Gallizien in Spanien" gebracht worden und von
da durch Simon Brech, Führer einer schottischen Kriegerabteilung,
ungefähr 700 Jahre vor Christi Geburt nach Irland gekommen.
Von diesem Eroberer •erhielt Irland den Namen Scotia, den es bis
etwa 100 Jahre vor dem Einfall der Engländer behauptete.
Fergus, ein Abkömmling von Simon Brech, gezwungen, Irland
infolge bürgerlicher Kriege zu verlassen, führte eine Anzah! Auswanderer
nach Argyleshire und brachte auch den Schicksaisstein
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