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558 Psychische Studien. XLII1. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1916.)
dem Erdenleid und den wahnwitzigen Kriegsgreueln in die höheren
Sphären himmlischer Musik entrückt. — Fritz Frei mar.
Fürsten obne Krone. Fast ein Eoman von Heinrich Nienkamp.
Drittes bis sechstes Tausend. Vita, Deutsches Verlagshaus, Berlin-
Cbarl. M. 4.50, geb. M. 6.
Das eigenartige Buch in seiner Mischung von Idealismus und
real praktischem Sinn hat zu einer soziologischen Bewegung geführt
, die den Grundstein zu dem „Kulturreiche" legen will, soweit
es unter den heutigen Verhältnissen möglich ist. Der Krieg hat
bewiesen, wie notwendig es ist, daß alle vernünftigen Menschen von
gutem Willen sich zusammenschließen, um zu einer Macht zu
werden, die gegenüber dem Zufall und der Unkultur Sinn in unser
Leben bringen soll. Zunächst soll in Deutschland ein Kultur-Bund
auf kapitalistischer Grundlage gegründet werden, der eine Wiederholung
des Weltkrieges fast ausschließt und für seine Mitglieder
eine ^Ligilo-Gesellschafttt errichtet, um durch die Ueberschüsse einer
entsprechenden Zeitung und wirtschaftlicher Unternehmungen ein
Vermögen zu sammeln, das in wachsendem Maße den Mitgliedern
des Bundes zugewendet werden soll, um auf die in „Fürsten ohne
Krone41 geschilderte Weise jeglichen Kultur-Persönlichkeiten Freiheit
und Einfluß zu verschaffen. Der Bund soll nur erstreben, was
jetzt schon praktisch durchführbar ist und alles beiseite lassen, was
etwa phantastisch oder utopisch erscheinen könnte. Je breiter
seine Grundlage ist, um so schneller kann er sich entwickeln.
Darum wird jeder, der Herz und Sinn für wahre Kultur hat, gebeten
, an der Vorbereitung mitzuwirken, indem er feelber sich zum
Beitritt verpflichtet und möglichst viel Mitglieder wirbt. Der Bezugspreis
der Bundeszeitung, mit der ohne weitere Beitragsleistung
die Mitgliedschaft des Bundes verknüpft ist, soll M. 2. monatlich
betragen. Die Erzählungsform des Buches als Meinungsäußerung
von Zeitungen verfcchiedener politischer Richtung wirkt besonders
anregend in dem Sin re, daß der kulturelle Auf stieg der Menschheit,
nicht wie die Sozialdemokratie es will, durch die Massen, sondern
allmählich durch die einzelnen sittlich starken Persönlichkeiten
kraft dieser Kultur-Organisation erfolgen soll. Die technische Lösung
der Aufgabe erscheint so gelungen, daß die einen neuen Grund für
Menschenglück legende Idee des dichterisch und kritisch reich veranlagten
Verfassers kein bloßer Traum ist, sondern Wirklichkeit werden
könnte, wenn dadurch der Glaube an die Möglichkeit einer vernunftgemäßen
Ordnung der Dinge in weitesten Volkskreisen überall
gestärkt wird. — Dr. - r.
Leuchtende Stunden. Eine Reihe schöner Bücher. Herausgeber Franz
Goerke (Direktor der Urania Berlin). Vita, Deutsches Verlagshaus
Berlin-Charlottenburg. Jeder Band karton. M. 1.75, geb. M. 2.80. —
Uns hinauszuheben aus dem Alltag, abseits von der Hast und
dem Unfrieden des Schaffens und Sorgens, ^ist der Zweck dieser
wissenschaftlich wertvollen, reich mit Orlginalaufnahmen geschmückten
Bücher. Einem jeden wollen sie etwas bringen, jeder
soll Anregung und Genuß aus ihnen schöpfen, — sie wenden sich
an keine Berufsklasse, an keinen Stand; — in die breiten Schichteu
unseres Volkes wollen sie dringen. So vieles Wertvolle in uns verkümmert
, weil es nicht rechtzeitig erweckende Liebe und Pflege
fand; und gute Bücher haben ja, wie gute Freunde, die Aufgabe,
unser Leben zu vertiefen, es zu verschönern, sie sollen die frühen
und die späten Kameraden unseres Lebensweges sein. So möge auch
diese Büchersammlung überall dort Freunde rinden, wo Liebe zur
N&tm und Kunst eine Pflegstätte hat. — Dr. — r.
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