http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1916/0565
Literaturbericht.
559
Ein „Hellseher", von Prof. Dr. Max Schottelius, Freiburg, *Br.
Sonderabdruck aus dem ,Journal für Psychologie und Neurologie',
Band 20, 1913 (Leipzig 914, Verlag von Johann Ambrosius Barth).
19 Seiten, br. 80 Pf.
Verf. berichtet eingehend über Versuche mit dem Hellseher
Ludwig H., dem es möglich war, den Inhalt von fest zusammengefalteten
Zetteln zu lesen, ohne daß er ihren Inhalt auf irgend
einem Wege der sinnlichen Wahrnehmung erspähen konnte. Selbst
Gedankenlesen erschien ausgeschlossen, da der Versuchende den
Inhalt des jeweils zu lesenden Zettels selbt nicht kannte. Dem
Hellseher erschien nach seinen eigenen Angaben der Inhalt der Zettel
in heller Schrift auf einem dunklen Kreise vor seinem inneren Auge,
sodaß er die Schriftzeichen, Zahlen usw. gut ablesen konnte. Bei
ihm angenehmen Personen sah er die Schrift sogleich hell und
deutlich. Bei ihm nicht angenehmen Versuchenden mußte er einen
der Zettel erst an die Stirn halten, bevor er ihn und die anderen
Zettel hellsehend lesen konnte. Nach jedem Versuche ist H. längere
Zeit abgespannt, schläft in der folgenden Nacht schlecht und bedarf
der Buhe. Seine angeblich vorhandene Gabe des Schauens in
die Zukunft erwies sich als Trug. Verf. erwartet die Erklärung
dieses sicher festgestellten Hellsehens von weiteren wissenschaftlichen
Versuchen, zu denen er anregt. Do.
Die Umschau. Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft
und Technik. Herausgegeben von Prof. Dr. J. H. Bechold. Geschäftsstelle
: Frankfurt a. M.-Niederrad (Niederräder Landstr. 28).
Erscheint wöchentlich im XX. Jahrg. zu M. 4 50 vierteljährlich..
Nr. 42 vom 14. Okt. 1918 enthält einen hochinteressanten Leitartikel
„Zur Technik des Träumet von Dr. med. Georg Lomer in
Bad Schwartau bei Lübeck, worin Verf. nachweist, daß die Traumforschung
zu den wichtigsten Hilfsmitteln praktischer Individual-
psychologie gehört: um einen» Menschen möglichst restlos zu erkennen
, ist die Kenntnis seines Traumlebens unerläßliche Bedingung
. Die Normalmenschen, wie auch die Kriminellen, Psychopathen,
Homosexuellen, entledigen sich im Traume der Fesseln, durch die
sie im Wachleben gebunden sind, sodaß man durch die Erzählung
ihrer Traumerlebnisse die merkwürdigsten Einblicke in ihre seelische
Konstruktion erhält. Dr. —r.
Eingelaufene Bücher etc.
Totenfeier. Von Wilhelm Ohr. [Sonderabdruck aus der Frankfurter
Zeitung" vom 24. Nov. 1916. Zu beziehen durch die „ Buchhandlung
Nationalerem", München, Herzog Max-Straße 4. Von
ebendort: Deutschlands liberale Vergangenheit. Die Märzstürme
einer freiheitlichen Zukunft. Vorkämpfer deutscher Freiheit.
Deutsches Parteiwesen. Volksschriften des Nationalvereins für das
liberale Deutschland. Politische Handbücher vom f Dr. Wilh. Ohr.
Die Greuel der Offenbarung Johannis. 15 S. Lorch (Württemberg).
Verlag von Karl Böhm. 1916. Sonderabdruck aus „Der Leuchtturm
* Nr. 2, 1916. -— Das, wie es scheint, von dem bekannten
Homöopathen Emil Schlegel in Tübingen verfaßte Schriftchen
sucht die Rätsel der Apokalypse mit Anwendung auf die Greuel
des Weltkrieges zu lösen. Wir selbst halten jede allegorische
Deutung der phantastischen Vorstellungen, die sich die ersten
Christen in den kleinasiatischen Gemeinden von dem für die
nächste Zukunft erwarteten Wiedererscheinen des Messias zum
Weltgericht (vgl. unsere Fußnote zu S. 420/21 er.) machten, für
verfehlt, bezw. wissenschaftlich wertlos. — Red.]
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1916/0565