http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0007
Iiiig: Lebt die Seele nach dem Tode fort?
8
ihm gelang denn auch der photographische Nachweis des aus dem
lebenden Menschen ausgeschiedenen „Fluidalkörpers", von dem
er, wie aus seinem Buche hervorgeht, feststellte, daß er alle Fähigkeiten
und Kräfte des Menschen enthält, das Lebensprinzip nicht
nur, sondern auch den Willen, die Intelligenz, das Gedächtnis, Be-
wußtsein, die Sinnesfähigkeiten, während der physische Leib aller
Kräfte und Reaktionen beraubt ist, wenn der seelische Körper von
ihm getrennt ist. Durville schließt aus seinen auf dem Weg des
Experiments gewonnenen Wahrnehmungen, die im Grunde nicht
wundersamer und rätselhafter sind, wie die in der vorhergehenden
Abhandlung beschriebenen Fälle von Hellsehen, daß damit die
Möglichkeit einer Fortdauer nach dem Tod gegeben sei. Es ist
auch in bezug auf diese Sache sehr bedauerlich, daß der Weltkrieg
ausbrach, denn Durvilles Buch ist erst im Jahre 1912 in
deutscher Ausgabe erschienen, so daß eine Nachprüfung seiner
Forschungsergebnisse in der kurzen Zeit bis zum Kriegsausbruch
nicht möglich war. Aber wenn wir schon geneigt sein könnten,
Durvilles Forschungsergebnisse nicht eher als einwandfrei erwiesen
gelten zu lassen, bis eine zuverlässige Nachprüfung mit positiven
Ergebnissen erfolgt ist, so liegen doch zahlreiche Parallelfälle über
das Erscheinen von Doppelgängern vor, durch welche die Glaubwürdigkeit
der Durvilleschen Berichte eine bedeutende Stütze erhält
. Von besonderem Interesse sind die von Prof. Dr. James
H. Hyslop in systematischer Anordnung zusammengestellten Fälle,
die nicht bloß gut beglaubigt sind, sondern auch zeigen, daß der
Doppelgänger von gewissen Personen absichtlich hervorgerufen und
entsandt werden kann, sowie daß mit seinem Erscheinen gewisse
Geräusche verbunden sein können, was gegen die in diesen Fällen
naheliegende Annahme einfacher Gedankenübertragung spricht.
Einen sehr lehrreichen Fall von Doppelgängerei, der auch ein
Licht auf die zahlreichen Erscheinungen Sterbender wirft, erzählt
der Dichter Wieland im 37. Band seiner sämtlichen Werke (Leipzig
1805, Seite 239). Darnach sagte eine Sterbende mit Lächeln:
„Nun ist's Zeit, daß ich gehe und vom Pater (einem alten Freunde)
Abschied nehme", worauf sie einschlief, nach einer Weile wieder
erwachte, einige Worte sprach und verschied. An demselben Tage
und zur selben Stunde springt der Resonanzboden einer Pandore im
selben Stunde springt der Resonanzboden einer Pandore im
Schreibzimmer des Paters, der die Sterbende im weißen Gewände
erblickt. Wieland zieht daraus folgende entsprechende Folgerungen
: „Es sei erstens möglich, daß unsere Seele, wenigstens
kurz vor der gänzlichen Trennung von ihrem Körper, aus demselben
herausgehe und ihre Gegenwart anderswo offenbaren
könne; zweitens, daß die Erscheinung der eigensten Gestalt der
Frau v. K„ da sie sich schwerlich auf eine andere Weise erklären
läßt, für einen Beweis gelten müsse, daß sie es selbst gewesen sei,
die ihm in dieser Gestalt erschien; drittens, daß sie also in aller
1*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1917/0007