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Iiiig: Lebt die Seele nach dem Tode fort?
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Strahlung im Gehirn gewisser Personen ein gleiches Bild auslöst.
Man hätte da also an einen Vorgang zu denken, der im Phonographen
eine Parallele hat, welcher Schalleindrücke auffängt und
festhält, so daß diese nach Belieben reproduziert werden können.
Diese Versuche, die sich noch im Anfangsstadium befinden, würden
in ihren letzten Konsequenzen zu einer Erklärung der an gewissen
örtlichkeilen fixierten Spukerscheinungen führen, nach welcher
diese als festgehaltene Vorgänge und Lebensbilder aus früherer
Zeit zu erklären wären. Ich gestehe offen, daß mich eine solche
Erklärungsweise auf Grund meiner eigenen Erfahrung nicht befriedigen
kann. Denn wenn sich Vorgänge und Bilder in solcher
Weise fixieren, wie kommt es dann, daß das fixierte „Etwas" in
den Spukhäusern sich immer, sobald eine Verbindung mit ihm
möglich ist, lür eine abgeschiedene Menschenseele ausgibt? Woher
kommt das Dramatische in den Erscheinungen und woher
Kommen die Wirkungen auf Gegenstände, die in früheren Zeiten
noch gar nicht an dem betreffenden Orte waren? Ich habe oft
beobachtet, wie ein „Etwas" durch die verschlossene Türe in mein
Zimmer kam, wobei die Türe stets einen Krach tat, als ob sie geöffnet
worden wäre, ich hörte Schritte in meinem Zimmer, ich
konnte den Weg verfolgen, den das „Etwas" einhielt, ich kannte
die Gegenstände, mit denen es rumorte, bald auf dem Boden, bald
auf meinem Tisch, bald hoch oben an der Wand, ich hörte ein unnachahmliches
tiefes Fauchen und Seufzen, ich spürte ein eiskaltes
Wehen, wenn es in meine Nähe kam, ich hörte, wie es durch
die krachende Türe mein Zimmer wieder verließ, um sein unheimliches
Wesen in einem andern Zimmer, auf dem Flur oder auf der
Bühne zu treiben. Wenn das alles von fixierten Gedankenbildern
ausgegangen wäre, hätten ja die Bilder in meinem Zimmer nicht
zu schweigen brauchen, wenn die Bilder auf der Bühne ihren
Lärm begannen. Dem „Etwas", das in dem Hause herumspukte,
muß doch irgend ein Wesenskern innegewohnt haben, welcher der
Träger der sich äußernden Kraft war. Ich weiß wohl, daß man
bei manchen Leuten einem ungläubigen Achselzucken begegnet,
wenn man solche Sachen überhaupt erzählt, aber es würde einen
Mangel an Wahrheitsmut bekunden, das zu verschweigen, was man
mit seinen fünf gesunden Sinnen als Tatsachen festgestellt hat,
zumal, wenn diese Talsachen in Form und Art bis ins kleinste mit
den Erfahrungen übereinstimmen, die seit Jahrtausenden auch
von andern gemacht worden sind. Am Ende darf man doch auch
fragen, was gewagter ist, in solchen Erscheinungen einen lebendigen
, also immer noch produktiven Kern zu vermuten, oder eine
reproduktive Daseinsäußerung eingepöckelter alter Gedankenbilder
. Summa Summarum: Wie immer man auch alle die in den
bisherigen Abhandlungen dargestellten geheimnisvollen Erscheinungen
auch erklären mag: die animistische Lehre, welche
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