Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 14
(PDF, 154 MB)
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14 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. Heft. (Januar 1917.)

in sein Zimmer lassen. Das kann man nur durch Besessenheit erklären
. Ich wohnte einmal bei einer bösen Frau, die mir erzählte,
wie sie beständig unter Zornesausbrtichen litt. Ich habe selbst
solche erlebt und ihr gesagt, es schiene mir, sie sei von einem
Dämon besessen; sie sagte darauf, das glaube sie selber; sie werde
gegen ihren Willen zu den minderwertigen Ausbrüchen des Hasses
getrieben. Wie viel wäre gewonnen, wenn die Ärzte dies erkennen
würden.]

Sie führt oft zur Kleptomanie. Man ist ganz versessen auf
einen Gegenstand, man glaubt ohne ihn nicht leben zu können und
setzt sich ohne Nachdenken in seinen Besitz. Die materia peccans
drückt im Innern und führt so allmählich eine Monomanie herbei.
Es kann z. B. sein, daß jemand in einem früheren Leben eine bestimmte
Tracht seiner Zeit sehr geliebt hat: wird er wiedergeboren,
so ist es begreiflich, daß er bei Anblick eines Bildes mit solchem
Kostün aufgeregt wird, namentlich wenn es dem andern Geschlechte
angehört hat. Es könnte sogar sein, daß mancher Umschwung in
der Mode auf solche Weise zu erklären ist, wenn nämlich viele
Personen aus derselben Periode aufs neue geboren werden.

Jede starke Sehnsucht ist Besessenheit, z. B. das Heimweh,
auch die Sehnsucht nach dem Weibe. Geistige Epidemien können
auf solche Weise entstehen, daß ein Gedanke die Gemüter mit
großer Heftigkeit ergreift, daß starke Gedankenbilder im Äther geschaffen
werden, die sich verdichten und Hellsehenden fühlbar
werden können.

So ist der Revanchegedanke in Frankreich ein solches furchtbares
Gedankenbild. Ebenso Ehrgeiz, Ehre, Ruhmsucht, irgend
eine Art des Fanatismus. Der Hellseher sieht dann Dämonen in der
Luft, z. B. beim Ausbruch eines Krieges das wütende Heer.
Die Teufel, die Christus in eine Schweineherde trieb, waren Gedankenbilder
, die durch Unzucht geschaffen worden waren. Man
könnte sie auch heute noch an Stätten der Unzucht sehen.

Umgekehrt erblicken begeisterte Menschen die ihnen sympathischen
Menschen leibhaftig vor sich und glauben, sie sprächen
zu ihnen. Sie sehen eben ihre eigenen Gedanken. So kann mc i
auch manche Heiligenerscheinungen erklären *Der gläubige Spanier
trägt das Bild seines Schutzpatrons, des hl. Jago in seinem Herzen
und betet vor der Schlacht zu ihm. Dieser konzentrierte Gedanke
verdichtet sich zu einem Elemental, daß bei großer Aufregung der
Krieger sichtbar werden könnte. Denn bei Erregung der Seele
dringt der Ätherkörper aus dem physischen Leibe und man erblickt
dann die Gedankenbilder.

Man darf daher eine doppelte Art der Gedankenverdichtung
annehmen, eine vorherige (primäre), d. h. eine solche, bei der der
Gedanke zuerst im Innern des Individuums sich befand, und eine
naehherige (sekundäre), wo nicht durch sich, sondern durch andere


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