Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 37
(PDF, 154 MB)
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Seiling: Zum Fall Steiner.

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befangen urteilt'*, wird sich übrigens auch deshalb nichts weniger
als „erhoben" fühlen, weil Haeckels „mutige Konsequenz" insofern
kläglich versagt, als er hinsichtlich der Moral eine mit dem
Materialismus ganz unvereinbare Anleihe beim Christentum macht.

Irn „Ausklang" seiner Schrift „Die Mystik" sieht Steiner sich
veranlaßt, in gewisser Übereinstimmung mit dem eben Erwähnten
zu schreiben: „Ich empfinde ein Höheres, Herrlicheres, wenn ich
die 0 f f c n b a r u n g e n der „Natürlichen Schöpfungsgeschichte"
auf mich wirken lasse, als wenn die übernatürlichen Wundergeschichten
der Glaubensbekenntnisse auf mich eindringen. Ich
kenne in keinem „heiligen"^ Buche etwas, das so Erhabenes mir
enthüllt, wie die „nüchterne" Tatsache, daß jeder Menschenkeim
im Mutterleibe aufeinanderfolgend in Kürze diejenigen Tierformen
wiederholt, die seine tierischen Vorfahren durchgemacht haben."
Um diesen Ausbruch richtig zu werten, muß man freilich gehört
haben, wie der jetzige Steiner über die religiösen Urkunden,
namentlich über das Johannes-Evangelium spricht. Abgesehen
sodann von der Gegensätzlichkeit, d,e hinsichtlich der Abstammung
zwischen der materialistischen und der theosophischen Lehre besteht
, kommt hier aber noch ein Anderes in Betracht: wenn
Steiner das biogenetische Grundgesetz für eine „Tatsache" hält,
dann stellt er sich auf die gleiche Stufe mit jenen Halb- und
Vierteisgebildeten, an die der doppelzüngige Haeckel sich in seinen
populären Schriften wendet. Während dieser die Stammesgeschichte
in den „Welträtseln" eine „sichere historische Tatsache"
nennt, sagt er im Vorwort zum 1. Bd. der sich an Wissenschafter
wendenden „Systematischen Phylogenie: „Selbstverständlich ist
und bleibt unsere Stammesgeschichte ein Hypotbesengebäude".
Die Hypothese des biogenetischen Grundgesetzes ist aber noch
dazu nicht einmal hallbar, weil gewisse Tatsachen gegen sie
sprechen. Z. B. hat der Embryo des Pferdes von Anfang an
eine Zehe, während die Ahnen dieses Tieres, wie es paläontologische
Funde zeigen, fünf Zehen besaßen.

Die Verhimmelung Haeckels hat der materialistischen Ge-
sinnung des früheren Steiner noch nicht genügt. Er mußte im
„Magazin" (1899 S. 433) auch ein Loblied auf L. Büchner, den
Verfasser des schlechtesten Buches des Jahrhunderts anstimmen,
wie „Kraft und Stoff" aus guten Gründen genannt wurde.

Von Haeckel zu Nietzsche. Dieser heißt zwar jenen ein
Kamel, was aber Steiner nicht abhält, sich auch mit ihm zu verbrüdern
, obwohl er (St.) damals, wie wir später hören werden,
noch kein Theosoph war. Im Vorwort zu seinem Nietzsche-Buch
(Weimar 1895) bekennt er: „Unabhängig von ihm bin ich zu
Anschauungen gekommen, die im Einklang ^stehen mit dem, was
Nietzsche in seinen Schriften „Zarathustra", „Jenseits von Gut
und Böse", „Genealogie der Moral" und „Götzendämmerung" aus-


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