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Freudenberg : Aus der Welt der ärztlichen Entdeckungen. 61
fast absoluten Sterilität Platz zu machen. Es wurden nur Fälle
berücksichtigt mit regelmäßigem 28tägigem Menstruationszyklus.
Bei Frauen mit kürzerem oder längerem Zyklus würde sich die
Kurve entsprechend verkürzen oder verlängern. Für die fakultative
Sterilität nach dem 22. Tag post Menstruationsbeginn bis zur
nächsten Menstruation, also für das Prämenstrum, wird wahrscheinlich
die mechanische Behinderung der Eiwanderung, bedingt durch
den Tubenverschluß der prämenstruellen Schwellung die Ursache
sein. Diese Kohabitations-, resp Konzeptionskurve ist in wissenschaftlicher
, sozialer und volkswirtschaftlicher Hinsicht besonders
wichtig.
Die Beobachtungen über die Konzeptionsfähigkeit der Frau
bekommen eine besondere Bedeutung dadurch, daß wir vielleicht
in der Lage sind, einen Aufschluß über die Verhältnisse zu gewinnen
, wann aus einem Verkehr ein Knabe, wann ein Mädchen
entsteht. Auf die Untersuchung von T h u r i, P f 1 ü g e r
und K. H e r t w i g hin scheint bei den Tieren, insbesondere dem
Frosch, die Entstehung dei Männchen hauptsächlich an eine Kopulation
überreifer Eier mit den männlichen Samenzellen gebunden
zu sein. Junge Eier würden Weibchen ergeben. Weil nun der
Follikelsprung ungefähi in die Mitte des Mcnstrualsintervalls fällt,
ist eine Dreiteilung des Menstrualintervalls vorgenommen worden,
in der Form, daß die Kinder aus den Kohabitationen vom 1.—9.Tag,
vom 10.—14. Tag und vom 15. 22. Tag in je einer Rubrik gesammelt
worden sind. Es ergab sich dabei das Eigenartige, daß
in der Rubrik 1 (Kohabitationen vom 1.—9. Tage nach Menstruationsbeginn
) in 86 Prozent Knaben, in der Rubrik 3 (vom 15.—22. lag
nach Menstruationsbeginn) in 86 Prozent Mädchen erzeugt wurden.
Die Rubrik 2 (vom 10.—15. Tag) bildet ein Übergangsstadium. Die
Beobachtungen sind deshalb besonders schwierig, weil die Frau
im allgemeinen nur ungenaue Angaben über den letzten Menstruationsbeginn
machen kann Man sieht das, wenn man aus den ge-
sammten Fällen die ehelichen herauszieht. Berücksichtigt man nur
diese, so wird für die Rubrik 1, d h. vom 1.—9. Tag nach Menstruationsbeginn
mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit ein Knabe, für
Rubrik 3, d. h. vom 15.—22. Tag nach Menstruationsbeginn mit
einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent ein Mädchen erzielt.
Bei der Bedeutung dieser Beobachtungen für unse rn Staat und
für die Regeneration des männlichen Geschlechts nach dem Krieg
wäre eine allgemeine Organisation in dem Sinne zweckmäßig, daß
der Staat Zentralen gründete, nach denen die kurzfristigen Urlaube
der Mannschaften zu melden sind. Die Aufgabe dieser Zentralen
müßte dann eine entsprechende Nachforschung sein.
Die Beobachtungen üher die Verteilung des kindlichen Geschlechts
auf die Kohabitationen zu den verschiedenen Zeitpunkten
des Menstruattonsintervalls haben wohl noch einen besonderen
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