Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 74
(PDF, 154 MB)
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74 Psychische Studien. XLIV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1917.)

weicht, wenn Philosophen wie E. Hartmann, anstatt die Hauptursachen
derselben aufzudecken und vermeiden zu lehren, die Hingabe
an ein qualvolles Leben als vornehmstes Sittengebot hinstellen
, dessen Erfüllung eine bloß vorgestellte Unseligkeit beenden
und eine wirklich vorhandene erhalten soll? Ein Blick auf die
Tierwelt könnte den Menschen belehren, daß Glückseligkeit, welche
nach Aristoteles das Endziel alles Strebens ist, nur durch Natur
und nicht durch Unnatur, d. h. nur in Übereinstimmung mit ihr
und nicht im Gegensatz zu ihr erreichbar ist.

Zu welch befremdlichen Gedanken der große Sophist und
Dialektiker Verstand durch eine solche Betrachtung angeregt wird,
mögen die folgenden Zeilen beweisen, die ich der „Anthropologie"
des Philosophen Immanuel Hermann Fichte entnehme:

„Aber dies vollkommene Leben des Tieres ist und bleibt an
die Natur geheftet; unbeweglich und jeder Perfektibilität aus
sich selber unfähig begleitet es in eigenem steten Wechsel \on Erzeugung
und Tod nur den Kreislauf derselben. Der Mensch dagegen
bewährt sich erfahrungsgemäß auch von dieser Seite als
übernatürliches Wesen. Die Erde und ihre Gaben sind für ihn
nichts Letztes und ihm Genügendes mehr, wie für das Tier; er behandelt
sie mit natürlichem Instinkte als Mittel und Werkzeuge
seiner Umbildung, oft sogar zwecklos sie zerstörend, um seine
Willensmacht an ihnen zu üben, deren er tief sich bewußt ist.
Er fühlt sich als unterjochender Hen der Erde und co auch der

Tiere." (§ 241, S. 564, 1876.)

EHeses „Grubenlicht" verbreitet so viel Qualm, daß es nicht
nur das Problem der menschlichen Disharmonie nicht beleuchtet,
sonder i sogar die natürliche Harmonie verdunkelt. Anstatt die
Tatsache richtig zu würdigen, daß das Tier, das in Übereinstimmung
mit der Natur lebt und seinen Lebenszweck erfüllt, dabei
sein Glück findet, degradiert es jener Philosoph seiner angeblichen
Imperlektibilität und Abhängigkeit von der Nalur halber
zu einer bloßen Sache; während er den Menschen mit Rücksicht
auf die Tatsache, daß er sich der Natur entfremdet und sie mit
Füßen tritt, als ein übernatürliches Wesen preist.

Ich denke, diese Proben von Leistungen des von Egoismus
mißrichteten Intellektes mögen genügen, um zu zeigen, daß er
kein geeigneter Führer ist. um der Menschheit einen Ausweg aus
leidvoller Disharmonie zu beglückendei Harmonie /u weisen.
Diese Überzeugung spricht sich auch in folgenden Velsen
Goethes aus:

„Ein wenig besser würd' er leben,

Hätt'st du ihm nicht den Schein des Himmelsliehts gegeben;

Er nennt's Vernunft und braucht's allein,

Nur tierischer als jedes Tier zu sein/ .Faust.*


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