Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 75
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kaindl: Ueber negativen und positiven Eudämonismus. 75

Die Tendenz zur Harmonie, die wir am Sternenhimmel bewundern
, in der Natur beobachten, und die uns in der physischen
Natur des Menschen als Naturheilkraft bekannt ist, muß ein
universales Prinzip sein, das schließlich auch in den sozialen Verhältnissen
der Menschen zur Geltung kommen muß, sobald es
die Widersprüche, die ihm aus dem Individualisationsprozeß erwachsen
, überwunden und zwischen den beiden einander widerstreitenden
Tendenzen, dem Egoismus und Altruismus, das richtige
Gleichgewichtsverhältnis hergestellt haben wird. Da die physische
Natur ihren Ursprung in der überphysischen oder übersinnlichen
hat, so ist es nicht denkbar, daß die physische Harmonie, die doch
in jener ihren Urgrund haben muß, nicht auch in der überphysischen
oder psychischen Natur des Menschen zum Durchbruch
und im weiteren Verlaufe seiner Entwicklung zur Erscheinung
kommen sollte. Von dieser Wahrheit waren schon die
Neuplatoniker durchdrungen, wie aus folgender, ihren Schriften
entnommener Stelle hervorgeht:

,,Die Welt ist ein einziges zusammenhängendes Ganze, in
welchem sich Alles auf Alles bezieht, und dessen einzelne Teile,
sie möchten gleichartig und verwandt, oder einander untergeordnet,
oder sogar miteinander selbst streitend sein, sich doch zuletzt
durch die geheimen Gesetze der Sympathien und Antipathien zur
vollkommensten Harmonie der unermeßlichen Natur vereinigen,
weil Alles in einem natürlichen Zusammenhange miteinander steht,
und das Ganze eine unendliche Mannigfaltigkeit von Kräften ist,
welche durch .Eine' Kraft tu ,Einem* Leben, Wirken und Sein
\ erknüpft werden/'1 °)

Wenn wir uns den extramundanen Allgeist, im Gegensatz m
Hartmann, in einem Zustande vollkommener Harmonie uid Glückseligkeit
denken, so erscheint, indem der letztere Zustand erfahrungsgemäß
die Tendenz besitzt, sich mitzuteilen, zu vervielfältigen
und zu vermannigfaltigen, der Wellprozeß als Individualisationsprozeß
hinreichend motiviert. Da der Zweck des
Weltprozesses zunächst die Individualisation ist, diese aber nur
vermittels des Egoismus, insofern er den Grundzug jedes Einzelwesens
bildet, durchführbar erscheint, so erklärt sich hieraus die
Tatsache, daß der Egoismus in der rudimentären Entwicklung des
Menschen eine so hervorragende und dominierende Rolle spielt:
und insofern die menschliche Disharmonie eine natürliche Folge
davon ist, erklärt sie auch diese. Nachdem aber die individualisierten
Wesen aus dem Allgeist stammen, dessen Grundtendenz die
Harmonie ist, so können sie nicht dauernd in einem Zustande
verharren, der dem ursprünglichen Zustand ihrer Wesenheit direkt

io) PJotin, Ennead. IV. L. IV. c. 39 40. 32. Proclus Th.
Piaton I, c. 25, de Sacrif. p. 35. 36. Jamblich de Myst. IV. 12. 13.


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