Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 81
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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Seiling: Zum Fall Steiner. 81

der mit einem Theosophen zusammenkommt, sich zunächst vollständig
gläubig zu stellen und zu versuchen, etwas von den Offenbarungen
zu hören, die ein solcher von morgenländischer Weisheit
vollgesogener Erleuchteter in „seinem Innern" erlebt. Man
hört nämlich nichts; nichts als Redensarten, die den morgenländischen
Schriften entlehnt sind, ohne eine Spur von Inhalt . . .
Den Theosophen kommt zugute, daß sie in der Lage sind, gute Beziehungen
zu den Spiritisten und ähnlichen sonderbaren Geistern
zu halten. Sie sagen zwar auch von den Spiritisten, diese behandeln
die Erscheinungen der Geisterwelt äußerlich; während sie
selbst sie nur innerlich, ganz geistig erleben wollen. Aber sie
lehnen es nicht ab, mit den Spiritisten Hand in Hand zu gehen,
wenn es gilt, die freie, auf Vernunft und Beobachtung allein sich
stützende Wissenschaft der neuen Zeit zu bekämpfen." — Nicht
lange hinterher ist Steiner in das theosophische Lager über-
gegangen und hat sich einer Frau Besant untergeordnet!! Wer
genauer wissen will, was dieser letztere Umstand besagt, der lese
die Broschüre „Die Truggestalt der Annie Besant*' (K. Rohm,
Lorch).

Damit auch die Komik nicht fehlt, folge noch ein
letzter Beleg für die mit Steiner vorgegangene Veränderung. Im
„Magazin** (1898, Beiblatt S. 93) schreibt er: „Der Deutsche hat
die Eigenheit, solche Dinge wie stilisiertes Sprechen als nebensächliches
Außending anzusehen. Er tut sehr Unrecht damit . . .
Gerade weil wir dem Inhalt "-seine Gellung verschaffen wollen,
sollen wir ihm eine sympathische Form geben.** Wenn auch der
Slil des früheren Steiner nicht gerade mustergültig anmutet, so ist
er doch frei von eigentlichen Fehlern, während die Rede- und
Schi eibweise des Theosophen Steiner vielfach eine wahre Mißhandlung
der deutschen Sprache bedeutet. Schopenhauer und
Nietzsche kämen in die größte Verlegenheit, wenn sie das Steiner-
Deutsch auf ihre Art charakterisieren wollten, da sie die kraftvollsten
Ausdrücke ihrer Empörung für weniger schlimme Fälle
bereits verbraucht haben. Zu Belegen fehlt hier der Raum. Wer
sprachlich nicht ganz verroht ist und keine Trommelschlag-Ohren
hat, dem drängen sie sich von selbst auf. Die schönsten Blüten
treibt der Steiner-Stil übrigens nur bei den internen Vorträgen,
weil der Redner sich da ganz gehen läßt, wie er ja auch in
mancher anderen Beziehung eine auffallende Nachlässigkeit an
den Tag legt (Nichtbeantworten von Briefen, Nichthalten von
Versprechen, ungenaues Zitieren). Zum fehlerhaften Stil kommen
nier Geschmacklosigkeiten, wie: „der Hellseher muß sich anschmieren
lassen**; „wir haben die höheren Hierarchien an einem
Zipfel erwischt**; „Goethe ist durchaus nicht jener plattvergnügte
Wald- und Wiesenmonist*4. Das Komische der Sache besteht
nun darin, daß Steiner einmal allen Ernstes versicherte:


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