Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 83
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Ganser: Kann der Mensch die Zukunft träumend erschauen 1 8B

Kann der Mensch die Zukunft träumend

erschauen?

Plauderei von Oskar Ganser, Stralsund.

Ein altes Sprichwort sagt: „Träume sind Schäume**. In
•gewisser Hinsicht mag das wohl richtig sein, ob aber in allen
Fällen diese Behauptung den Tatsachen entspricht, erscheint doch
fraglich. Mancher Leser wird nun vielleicht denken, daß ich zu
denjenigen Leuten gehöre, welche die Traumdeutung energisch
verteidigen. Hieraut will ich gleich erwidern, daß mir diese Absicht
völlig lerne liegt. Ich verfolge mit meiner Plauderei lediglich
den Zweck, bei dem Leser ein gewisses Interesse für das
Traumleben anzuregen. Der im Jahre 728 n. Chr. gestorbene
aiabische Schriftsteller und Arzt Ihn Sirin hat bezüglich der
Traumdeutung allerlei Regeln aulgestelll und Deutungen gefunden
, weiche oftmals sehr gut sind und das Richtige treffen.
Es ist indessen aurh der Umstand in Betracht zu ziehen, daß \iele
der gegebenen Deutungen gänzlich verkehrt sind. Wer sich ein
ausführliches Traumbuch von Ibn Sirin zulegt, seine Träume
notiert und die Deutungen nachliest, wird leider sehr bald Gelegenheit
haben festzustellen, daß es mit der Sache nicht stimmt,
daß sein eingetroffenes Schicksal ein ganz anderes ist als es im
Traumbuch steht. In den nun folgenden Zeilen soll die als Thema
au 1 gestellte Frage ganz objektiv beantwortet werden. Ich notiere
mir schon seit langer Zeit meine Träume und habe mein Lebens-
j^hicksal damit verglichen,'tiarum glaube ich, in der Lage zu sein,
einige interessante Angaben darüber machen zu können.

Ehe ich nun zur Beantwortung der Frage: „Kann der
Mensch die Zukunft träumend erschauen?" komme, muß ich mich
noch kurz über die Entstehung des Traumes und der verschiedenen
Traumarten äußern. Das Traumleben ist ein wenig und nur
mangelhaft erforschtes Gebiet; es muß dabei allerdings berücksichtigt
werden, daß es schwer ist, exakte Theorien aufzustellen.
Dieselben widersprechen sich schon sehr bezüglich der Traumentstehung
. Im letzten Grunde hat schließlich eine jede Theorie,
v\ eiche das Traumleben behandelt, eine größere oder geringere
Existenzberechtigung. Es ist dabei auch zu berücks ichtigen, daß
auch hier dei Aberglaube, wie so oft, recht wunderliche Blüten
treibt. Viele Leute sagen, die Traumentstehung hänge teils von
äußeren, oft unbekannt bleibenden Reizen ab, bald folgen sie dem
Gesetz der Ideenverbindung, bald noch unerforschten und uns
noch völlig unbekannten psychologischen Gesetzen oder Schwingungen
. Die Ermüdung bringt Schläfrigkeit des Körpers und des
Geistes. Wir können da einen Unterschied machen zwischen
giober und feiner Schläfrigkeit; die gröbere betrifft den Körpfet,
die feinere den Geist. Der Körper bedarf längerer Ruhe als der
Geist; die feinere Schläfrigkeit ist bedeutend eher verschwunden

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