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Ganser: Kann der Mensch die Zukunft träumend erschauen? 87

stand längere Zeit vor einer alten Kirche, da schlug die Uhr 5.
Ich erschrak sehr; denn ich war in Gedanken versunken. In dem
gehabten Traum stand ich auch wieder vor einer Kirche und hörte
es 5 Uhr schlagen, dann stieg ich in die Droschke. Ich habe diesen
Vorfall in dem gegebenen Beispiel absichtlich fortgelassen, um zu
zeigen, daß die Reflexion im Traume sich stets mit einer nicht
dazu gehörenden Sache verbindet. Es ist zu berücksichtigen, daß
sich der Traum stets an ihm naheliegende Dinge hält und darin
einen Gedanken verkörpert. Einige Beispiele mögen das näher
erklären, Geld bedeutet Bemühung; denn wer Geld verdienen
will, muß sich bemühen und arbeiten. Licht drückt suchende
Erkenntnis aus; ein Vogel eine gefaßte Meinung usw. Es steht
mir leider nicht der Platz zur Verfügung, die eigenartigen Bilder
mit dem vorhandenen Gedankengang in Beziehungen zu bringen.
Doch nun will ich den Traum näher erklären, nachdem ich bereits
in kurzen Zügen einen Lebensausschnitt aus der damaligen Zeit
gegeben habe.

Das plan- und ziellose Herumbummeln in der Stadt bezeichnete
meine damalige unentschlossene Haltung, weil ich nicht
wußte, was ich wollte. Der Garten mit den blühenden und reifen
Erbsen bezeichnet Hoffnungsgedanken; denn ich hoffte bestimmt,
das in Frage kommende junge Mädchen zu gewinnen. Der bittere
Geschmack deutet auf eine Enttäuschung hin, wovon ich noch
sagen will, daß nach 10 Monaten das Verhältnis vorbei war. Das
Besteigen und Fahren in der Droschke bezeichnet ein Gefühl der
Überlegenheit gegenüber den Leuten, die da gehen müssen. Ich
war davon überzeugt, den Nebenbuhler auszustechen. Die
Druckerei deutet auf mein Bestreben hin, Neuigkeiten oder überhaupt
Bestimmteres über die vorhandenen Redereien zu er*
fahren; denn durch eine Druckerei erfährt man immer, sei sie
nun klein oder groß, irgendwelche Neuigkeiten. Was nun die
Visitenkarten anlangt, so hatte ich zu damaliger Zeit die-Absicht,
mir gute und besonders moderne Visitenkarten zu bestellen. Es
handelt sich in diesem Falle um eine reflexive Wiedergabe von
seelischen Gedanken, im Gegensatz zu der Reflexion, welche ich
vorhin erwähnte und die auf wirklich gesehene Gegenstände sich bezieht
. Wir haben hier also auch einen Unterschied zwischen
konkreten und abstrakten Dingen zu machen.

Aus dem angeführten Beispiel ergibt sich nun, daß ein
Traum in den meisten Fällen vorhandene Gedanken und Reflexionen
konkreter oder abstrakter Natur ausdrückt, also eine Traumdeutung
dabei gar nicht in Frage kommt. Eigentümlich ist nur
der bittere Geschmack der gepflückten Erbsen. Ein substiler Ein-
fluß kam hierbei nicht in Frage; denn ich hatte nichts genossen,
was bitter war. Hier möchte ich doch sagen, daß der Traum mir
zeigen wollte, daß das begonnene Verhältnis zu großen Ent-