Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 105
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Krauß: Der prophetische Traum.

105

Vorbei meinen Fenstern schlängelt sieh ein schmaler Steinweg,
längs der Dünenkette, den ich ging. Auf der einen Seite, hinter
Bäumen die das Sträßchen säumen, Wiesenstreifen vor den Dünen:
weißgelb aufstrebende, teilweise mit Moos überkletterte oder
langes, spitzes Dünengras, Dornengestrüpp, Niederholz und vereinzelt
Nadelbüsche tragende Wölbungen. Die andere Seite: weites,
weites Wiesenland. Unterbrochen nur von pyramidenartigen Bauernhäusern
, die aus dem Baumdickicht, das alle Gehöfte als Sturmschutz
umgibt, nur die graubraunen Strohflächen der großen Dächer
heraufheben. Und Mühlen! Mühlen! Nah und ferne. Große, silbergraue
Windflügel. Stillgelegte, Langsamdrehende. Vom Drang
einer Windströmung zu schnelleren Kreisen getriebene. In blauer
Ferne: blauere Umrisse einer Stadt: in den weiten, hohen Himmelsraum
ragender Dom, Turmspitzen, Kuppeln und Gasbehälter.

Dann bog ich über eine Weile in einen Seitenpfad ein, der
zu den Dünentälern leitete.

Erklomm eine Höhe. Rings wölbende Sandwelten im Kleid
graugrüner Dünengräser, gefleckt mit den unbewachsenen Sandflächen
. Weißgelb, teilweise überwuchert vom feinen, überzarten
Mattgrün der hellen Regenmoose, die im Frühling wieder sterben.
Hasen eilten über die Hänge und einsam kreiste hin und wieder
eine Möve in der Luft. Unten ein langes Tal voller Birkenbäumehen
und Buchenstauden: ein rotbraunes, beruhigendes Wogen
mit leisem Aufleuchten der weißen Birkenstämmchen. Ein Teich
schimmerte matt zwischen einer Lichtung. Silbergrau ein Reiher,
stolzierend an den Ufern. Er bewegte, wie in Wohlbehagen, seine
Flügel im leisen Licht der Sonne, flog auf und schwebte, und
durchglänzte die Luft. Das Braun der unzählbaren Birkenruten
unter mir fing an sich zu verwandeln. Ein eigner Schimmer flog
drüberhin. Ein feuchtes Glänzen wie tiefe Mädchenaugen, die durch
Tränen lächeln.

Ich brach ein Zweigchen von einem Strauch, der am höchsten
an dem Hange wuchs, dicht bei der Höhe, von der ich niedersah.
Es fühlte klebrig an und herber Salzgeruch wehte mir entgegen.
Großer Sturm hatte Einige Tage lang gewütet und das Meer mit
wilden Winden übers Land gepeitscht.

Und wieder sah ich nieder in das braune Wogen und das rötliche
Licht der tiefergehenden Sonne haftete stärker als zuvor an
dem millionenfachen Zweiggekrissel und verwob das unzählbare
feine Rutengipfeln in ein sanftes braunes Meer, das meinen Blick
festhielt. Fast eine halbe Stunde verträumte ich so und vergaß
ganz, daß ich eigentlich noch auf den höheren Dünenrücken wandern
wollte, der freien Blick zum Meere gibt!

Da plötzlich kam es wie eine Ahnung über mich. Aus dem
Braun stieg leise, leise ein Bild. Und ein Li#d fiel mir ein, das
ich nie gelesen und nie gehört hatte und doch kannte. Ich suchte


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