Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 115
(PDF, 154 MB)
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Dobberkau: Zur Geschichte des Spiritismus.

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Daher wandte sich das junge Christentum besonders gegen sie und

IL PriJÄ Eingeweihten flüchteten in andere Länder
und gründeten dort Philosophenschulen, in denen die Mystik gepflegt
wurde. Das Griechenvolk verrohte infolge der vielen Kriege,
und die junge Religion des Christentumes entfremdete es den
Mysterien, weil es in ihnen einen Feind sah. Es erklärte sie für
teuflische Künste, und so gerieten sie allmählich in Vergessenheit.
Nur im Aberglauben des Volkes führte ihr Zerrbild sein Leben
weiter, zum Unheil der Kulturentwicklung; denn im Mittelalter
verband sich dies Zerrbild mit dem Teufelswahn, und die Folgen
waren die Hexenverbrennungen und alle anderen Scheußlichkeiten
menschlicher Wahnvorstellung.

Erst dem Spiritismus war es vorbehalten, die Mysterien in
ihrer reinen Form wieder erstehen zu lassen; er verbreitete sich in
vier Jahrzehnten weiter als das Christentum in vier Jahrhunderten.

„Es gaben eben die Mysterien sowohl, als der Spiritismus der
Menschheit eine Hoffnung zurück, die damals eine alles bezweifelnde
Philosophie und heute der Materialismus ihr genommen
hatten."

Die alten Griechen begeisterten sich rasch für die Mysterien,
als sie eingeführt wurden; Ihre edelsten Denker wetteiferten darin,
sie kennen zu lernen und auszuwerten. Aber unsere Gelehrten
haben nur Spott und Hohn für den Spiritismus, besonders in
Deutschland; und das Volk fühlt sich im praktischen Materialismus
viel zu wohl, als daß es bereit wäre, sich zu den hohen Idealen
der Menschheit zu bekehren, edelmenschlich zu denken, zu leben
und zu handeln.

„In dieser Hinsicht ist also der Vergleich unserer Zeit mit dem
Altertume für uns in hohem Grade beschämend." —

Der Dämon des Sokrates ist unseren Geschichtsforschern ein
ebenso unlösbares Rätsel wie die Mysterien. Sie sehen in ihm die
Stimme des Gewissens, mit der Sokrates einen frommen Betrug
getrieben habe.

Daß dies Rätsel vom Unterbewußtsein aus zu erklären ist, will
niemand einsehen. „Sokrates erscheint sowohl aktiv als passiv;
er war inspiriert, aber nur durch sein eigenes unterbewußtes Ich."

Sokrates spricht immer von seinem Dämon als von seinem
persönlichen Warner. Er hält ihn nur ab, eine Tat auszuführen,
die zu seinem Unheile ausschlagen würde. Nie treibt ihn die
innere Stimme an, etwas zu tun, stets nur, etwas zu unterlassen.
Sie begleitete ihn sein ganzes Leben lang, von seiner Kindheit an.
Sie irrte sich nie, und er war immer gut beraten, wenn er ihr
folgte. Darum schätzte sie Sokrates sehr hoch und selbst da vertraute
er ihr, ab er sein Todesurteil von seinen Richtern zu erwarten
halte. Als er es empfangen, war er überzeugt, Gutes er-

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