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Dobberkau: Zar Geschichte des Spiritismus
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Dies alles ist ein Beweis dafür, daß Sokrates oft somnambul
war und er wie ein Somnambuler wirkte und lehrte. Sein Dämon
war die Stimme seines somnambulen Bewußtseins. Wir können
sehr viel gleiches von Somnambulen anführen, was dies bestätigt.
Von vielen großen Genies wird Ähnliches berichtet; auch sie beschirmte
ein Schutzgeist, der sie ihr Leben lang nicht verließ.
Es können hierin dem Sokrates eine ganze Reihe große Männer
an die Seile gestellt werden. „Von einem solchen Dämon ist die
Rede bei Pythagoras, Hermes Trismegistus, Apollonius von
Tyana, Numa Pompilius, Josephus Flavius, dem Redner Aristides,
dem älteren Scipio, Marius, Oktavianus, Dio Cassius, Jamblichus,
Plolinus, Porphyrius; in späterer Zeit finden wir den Genius als
Schutzgeist bei Cardanus, Campanella, Synesius, Tritheim, Scaliger,
Duncan Campbell, Böhme, Swedenborg, Savonarola, John Dee,
Mahomet, Paracelsus, Tasso, der Jungfrau von Orleans, Pietro
von Apene, Carrora usw.*'
Doch isl nur wenigen Menschen ein derartiger Schutzgeist
beigegeben.
Den Vater des Sokrates wies das Orakel zu Delphi auf den
Dämon seines Knaben hin, der ihm ein besserer Führer durchs
Leben sein werde, als alle Lehrer. Dem Timarchus antwortete das
Orakel in der Höhle des Trophonius in einem entrückten Seelen-
zustande durch den Mund eines Unsichtbaren, als er nach dem
Verhältnis der Seele zum Dämon fragte: „Der Teil der Seele, der
sich mit dem Körper vermische, werde durch Vergnügen und
Schmerz vernunftlos; aber nicht jede Seele vermische sich auf
dieselbe Weise. Die einen versenken sich ganz und gar in den
Körper und werden von Leidenschaften des Lebens zerrüttet und
verdorben. Andere vermischen sich nur nach einzelnen Teilen;
was aber das Reinste an ihnen ist, bleibe außerhalb des Körpers.
Das in den Körper Versenkte nenne man Seele, das außerhalb
desselben befindliche Edlere heiße Dämon." So berichtet Plu-
larch, der Oberpriester des Orakels zu Delphi, und zeigt uns damit,
welche tiefen Einblicke in das Wesen der Menschenseele in der
alten griechischen Literatur der philosophischen Auswertung noch
entgegenharren.
Ob es sich wohl verlohnen wird, sie vom Standpunkte des
Okkultisten und Esoterikers durchzuarbeiten und ihre noch ungehobenen
Nibelungenschätze der Erforschung des Übersinnlichen
und Unterbewußten nutzbar zu machen?
(Fortsetzung folgt.)
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